Gott und die Welt: Angekommen? – Wie Flüchtlinge Europäer werden (Foto: ARD-Foto)

"Wie Flüchtlinge Europäer werden" am Sonntag im Ersten

  08.04.2016 | 11:08 Uhr

Der Afghane Naiem ist vor 13 Jahren nach Europa geflüchtet. Sein Ziel war Deutschland. Doch bis heute lebt er auf der griechischen Insel Lesbos. Seine Schwester Leila lebt mit ihrer Familie in Deutschland. Der Film zeigt das Geschwisterpaar vor fünf Jahren und heute. Wie hat sich ihre Situation verändert, seit aus Hunderten Millionen Flüchtlige geworden sind? Die SR-Produktion ist zu sehen am Sonntag, 17. April, um 17.30 Uhr, im Ersten.

„Wir sind die Generation ohne Identität“, sagt Naiem in fließendem Englisch. Der Afghane ist vor 13 Jahren vor der radikal-islamischen Taliban nach Europa geflüchtet. Sein Ziel war Deutschland. Doch bis heute lebt er auf der griechischen Insel Lesbos, dort wo er vor 13 Jahren auf seiner Flucht über die Türkei mit einem Ruderboot gestrandet ist. Naiem arbeitet als Übersetzer für eine Hilfsorganisation. Und solange er und seine Frau anderen Flüchtlingen helfen können, will er auf der Insel bleiben. Das eigene Schicksal treibt ihn dazu an.

Naiems Schwester Leila lebt in Deutschland

Naiems Schwester Leila hat es dagegen bis nach Deutschland geschafft und ist als Flüchtling anerkannt. Vor sechs Jahren kam sie mit ihrer Tochter Sara nach Velbert bei Düsseldorf. Ihr Mann Ahmad kam erst zwei Jahre später nach Deutschland. Er war auf der Flucht in Griechenland zurückgeblieben, hatte Probleme mit Geld und Papieren, eine große Belastungsprobe für die junge Familie. Heute sind sie glücklich vereint und haben Zuwachs. Tochter Dorsa ist gut ein Jahr alt. Ihre ältere Schwester Sara ist inzwischen zehn, geht in die vierte Klasse, spricht akzentfrei Deutsch.

Leila und ihr Bruder Naiem tun alles, um sich in der neuen Heimat zu integrieren. Sie wollen Europäer werden, ohne ihre kulturellen Wurzeln zu verlieren. Der Weg zurück ist unwahrscheinlich. Die Flüchtlinge sind in einem Dilemma. Leila drückt es in gebrochenem Deutsch etwa so aus: „Wenn Afghanistan einmal ein sicheres Land sein sollte, dann würde ich vielleicht zurück wollen, aber meine Kinder nicht.“

Rückblick: Wie war das Leben vor fünf Jahren?

Wir haben das Geschwisterpaar vor fünf Jahren schon einmal mit der Kamera begleitet. Damals stand Deutschland noch nicht vor der historischen Herausforderung über eine Million Asylsuchende unterzubringen. Heute schauen wir noch mal genau hin. Was ist aus Leila und Naiem geworden? Wie wirkt sich der Ansturm neuer Flüchtlinge auf sie aus? Und sind sie wirklich in unserer Gesellschaft angekommen? – „In Afghanistan sind wir nicht sicher“, sagt Naiem, „und in Europa sind und bleiben wir Flüchtlinge.“

Am Sonntag, 17. April, 17.30 Uhr, vom SR im Ersten. Von Norman Striegel.

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