Günter Rohrbach (Foto: dpa)

Prof. Dr. Günter Rohrbach zu Gast bei der Historischen Kommission der ARD

  15.05.2017 | 11:58 Uhr

Zu ihren zweimal jährlich stattfindenden Sitzungen lädt die Historische Kommission der ARD Persönlichkeiten ein, die Entwicklung und Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in besonderer Weise beeinflusst und geprägt haben. Im Rahmen der am 18./19.Mai in Saarbrücken stattfindenden Frühjahrs-Tagung ist Prof. Dr. Günter Rohrbach zu Gast, der entscheidende Phasen der deutschen Fernsehgeschichte erlebt und zu einem wesentlichen Teil mitgestaltet hat.

Im Gespräch mit Norbert Klein, dem Chefredakteur des Saarländischen Rundfunks, wird Dr. Günter Rohrbach auf 50 Jahre deutsche Fernsehkultur zurückblicken.

1928 im saarländischen Neunkirchen geboren war Rohrbach nach Studium in Bonn, Paris, München und Köln, Promotion und journalistischem Volontariat seit 1961 beim Westdeutsche Rundfunk fest angestellt. Als langjähriger Fernsehspielchef des WDR hat er das künstlerische Profil der ARD maßgeblich mitgeprägt. In enger Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Edgar Reitz und Wim Wenders entstanden – seinerzeit teilweise heftig umstrittene, heute als Meilensteine des Fernsehens gefeierte – Produktionen wie Fassbinders Serie „Acht Stunden sind kein Tag“ , Wolfgang Petersens Homosexuellen-Drama „Die Konsequenz“ oder das medienkritische Fernseh-Spektakel „Das Millionenspiel“.

Ab 1972 zusätzlich für die Unterhaltungssendungen des WDR-Fernsehens verantwortlich, setzte Dr. Günter Rohrbach mit der Comedy-Serie „Klimbim“, der Talkshow „Je später der Abend“ und der ersten deutschen Sitcom „Ein Herz und eine Seele“ auch auf diesem Feld wegweisend innovative Akzente.

Von 1979 bis 1994 hat Rohrbach dann als Geschäftsführer der Bavaria-Film in München gleichermaßen anspruchsvolle wie publikumswirksame Fernseh- und Kinofilme auf den Weg gebracht. Neben dem für sechs Oscars nominierten Welterfolg „Das Boot", der Fassbinder-Verfilmung von Döblins „Berlin Alexanderplatz" oder der Ruhrpott-Saga „Rote Erde" zählen so unterschiedliche Werke wie „Ödipussi" von Loriot und „Die unendliche Geschichte", „Stalingrad" und „Schtonk" oder „Letzte Ausfahrt Brooklyn" und „Go Trabi Go" zu den Bavaria-Produktionen der Ära Rohrbach.

Seit 1994 arbeitet Rohrbach als freiberuflicher Produzent und zeichnete für Produktionen wie „Aimée und Jaguar", "Die Bubi Scholz Story", „Effie Briest" und „Hotel Lux" verantwortlich. Zur Zeit arbeitet er mit Regisseur Leander Haußmann an der Verfilmung von Jan Weilers Bestseller „Das Pubertier".

Rohrbach mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet

Günter Rohrbachs Schaffen wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt, u. a. 1978 „Goldene Kamera" für die von ihm gegen Widerstände durchgesetzte Ausstrahlung der US-Serie „Holocaust", 1981 „Grimme-Preis" für „Berlin Alexanderplatz", 1982 „Deutscher Filmpreis" für „Das Boot", 1992 „Oscar"-Nominierung und „Deutscher Filmpreis in Gold" für „Schtonk!", 1993 „Bayerischer Filmpreis" für „Stalingrad", 2009 „Berlinale-Kamera", 2014 „Deutscher Schauspielerpreis – Ehrenpreis für Inspiration".

Gemeinsam mit Senta Berger amtierte Günter Rohrbach von 2003 bis 2010 als Präsident der Deutschen Filmakademie. An der Hochschule für Fernsehen und Film München lehrte Rohrbach als Honorarprofessor.

Seit 2011 wird von seiner Heimatstadt Neunkirchen jährlich der „Günter-Rohrbach-Filmpreis" für Fernseh-und Kinoproduktionen zum Themenbereich „Arbeitswelt und Gesellschaft" ausgelobt.

Die Historische Kommission der ARD wurde 1954 gegründet. In ihr sind die Landesrundfunkanstalten der ARD und das Deutschlandradio zusammengeschlossen. Beteiligt sind zudem die Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv und als Gast das ZDF. Ziel der Kommission ist es, die vielfältigen Leistungen und die Wirkungen insbesondere des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als zentrale Einrichtung gesellschaftlicher Kommunikation aufzuzeigen und zu dokumentieren. In unregelmäßigen Abständen veranstaltet die Historische Kommission Symposien, zuletzt am 4. und 5. Mai 2017 in Leipzig zum Thema „Wem gehört der Rundfunk? Gesellschaftliche Teilhabe und Kontrolle". Vorsitzender der Historischen Kommission ist Prof. Dr. Heinz Glässgen. Der Saarländische Rundfunk wird in dem Gremium derzeit vom ehemaligen Hörfunkdirektor Frank Johannsen vertreten.

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