ARD Radiotatort: Der Preis der Heilung (Foto: WDR/leitwerk/Shutterstock)

ARD radiofeature - "Der Preis der Heilung"

  25.01.2016 | 10:55 Uhr

Das ARD radiofeature "Der Preis der Heilung – Über Pharmakonzerne und das Leid der Patienten" von Nikolaus Nützel zeichnet am Beispiel des Hepatitis-C-Medikaments "Sovaldi" nach, wie Pharmakonzerne ihre staatlich garantierten Monopole nutzen, um Preise durchzusetzen, die sich mit einer üblichen betriebswirtschaftlichen Kalkulation nicht begründen lassen. Zu hören auf SR 2 KulturRadio am Samstag, 30. Januar, 17.04 Uhr, oder im Internet unter www.radiofeature.ard.de.

Die Preispolitik von Pharmakonzernen bringt die Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens in Deutschland und vielen anderen Staaten in Gefahr. Denn die Pharmabranche verfolgt seit einiger Zeit eine Hochpreis-Strategie von ganz neuer Qualität. Profitmaximierung sorgt dafür, dass Patienten lebenswichtige Therapien möglicherweise vorenthalten werden. Diesen Vorwurf erheben Fachleute aus Medizin und Krankenkassen immer lauter, und sie fordern immer eindringlicher, dass die Bundesregierung gegensteuert. Doch aus dem Gesundheitsministerium heißt es, man sehe keinen dringenden Handlungsbedarf.

Patienten fürchten keine Behandlung zu bekommen

Ein Patient berichtet in dem Feature, wie er lange Zeit Angst hatte, keine Behandlung für seine chronische Leberentzündung zu bekommen, weil sich die Therapiekosten auf 60.000 bis 80.000 Euro summieren. Eine Angst, die nach Einschätzung von Ärzten durchaus begründet ist, auch wenn in Deutschland offiziell alle Patienten die Behandlung erhalten sollen, die sie brauchen. Doch die enormen Kosten lassen viele Ärzte davor zurückschrecken, neue, sehr teure Arzneien zu verordnen, berichten Mediziner und auch die Organisation "Ärzte der Welt".

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Prof. Wolf-Dieter Ludwig, hält auch in anderen Krankheitsbereichen die Preispolitik der Pharmabranche für nicht mehr hinnehmbar. Für neue Krebsmedikamente werden Preise verlangt, die sich nach Ansicht des obersten Arzneiexperten der Bundesärztekammer in keiner Weise rechtfertigen lassen. Ludwig warnt: "Das kann unser Gesellschaftssystem, unser Gesundheitssystem nicht tragen.

Preispolitik der Pharmakonzerne in der Kritik

Eigentlich sollen seit einigen Jahren strengere Gesetze die Preispolitik der Pharmakonzerne im Zaum halten. Doch nach Ansicht der Krankenkassen und auch vieler Fachleute nutzen die Firmen eine Gesetzeslücke. Diese erlaubt es, Preise im ersten Jahr nach der Markteinführung völlig frei festzulegen. Das Bundesgesundheitsministerium antwortet auf die Frage, ob diese Lücke geschlossen wird, mit der Auskunft, die Pharmaindustrie brauche gute Produktionsbedingungen. Die Entwicklung werde von der Regierung aber beobachtet.

Nach Ansicht des Münchner Medizinethikers Prof. Georg Marckmann macht es sich die Regierung damit viel zu leicht. Der Leiter des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität warnt, dass durch die Preispolitik der Pharmabranche "möglicherweise Patienten sterben oder zumindest einen erheblichen gesundheitlichen Nachteil haben".

Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks für das ARD radiofeature 2015. Zu sehen am Samstag, 30. Januar, 17.04 Uhr, oder im Internet unter www.radiofeature.ard.de.

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