Die Schalttafel (Foto: Buchverlag)

BücherLese am Mittwoch

  19.04.2017 | 10:36 Uhr

Hans Erich Nossacks große Erzählung "Die Schalttafel", erstmals 1956 erschienen, gehört zu den radikalsten Texten, die je zur Frage von Anpassung und Freiheit in Deutschland geschrieben wurden. Dieses Werk ist Thema in der SR 2-Sendereihe "Bücherlese" am Mittwoch, 26. April, um 19.15 Uhr.

Geschildert wird in dem Roman "Die Schalttafel" die nächtliche Unterhaltung zweier junger Männer, die sich programmatisch mißverstehen. Einem spontanem Entschluß folgend, hat der eine soeben sein Studium abgebrochen und die schlagende Verbindung verlassen, um sich von den übermächtigen Prägungen seiner Herkunft zu lösen.

Der andere, sein ehemaliger Corpsbruder, der ein raffiniertes System antizipatorischer Anpassung entwickelt hat, ist durch diesen Schritt völlig überrascht worden, so dass er glaubt, ersterer verfüge über noch ausgeklügeltere Strategien sozialer Berechnung und taktischen Verhaltens.

Freiheit in einer Welt mit Gruppenzwängen?

Dabei verkennt er, dass sein Kollege keineswegs versucht hatte, ein "Image" von sich zu erzeugen, sondern dass sein Entschluss dem Drang nach Freiheit entsprungen war. Die Diskussion der beiden lässt offen, ob es diese Freiheit in einer Welt sozialer und beruflicher Gruppenzwänge geben kann oder ob sie versteckt hinter der Mimikry eines 'Schalttafelsystems' gelebt werden muss.

In der "BücherLese" am Mittwoch auf SR 2 KulturRadio: Hans Erich Nossacks "Die Schalttafel" in der "BücherLese" am Mittwoch, 26. April, 19.15 Uhr, auf SR 2 KulturRadio, vorgestellt von Christof Schmid.

Der Autor

Hans Erich Nossack, geboren 1901 in Hamburg als Sohn eines vermögenden Importkaufmanns für Kaffee und Kakao. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten konnte er in der Firma seines Vaters unterkommen, deren Leitung er bald übernahm. 1943 wurde seine gesamte Habe, darunter alle Manuskripte, bei einem Bombenangriff auf Hamburg vernichtet.

Die Zerstörung der Stadt schilderte er in seinem Bericht „Der Untergang“ (1948), der ihn als Autor bekannt machte. Den Durchbruch erzielt er mit seinem Roman „Spätestens im November“ (Suhrkamp 1955). Es folgten zahlreiche weitere Romane und Erzählungsbände, für die Nossack 1961 den Georg Büchner-Preis erhielt. Er starb 1977.

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