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"HörspielZeit": "LTI – Notizbuch eines Philologen"

  23.01.2017 | 15:06 Uhr

„LTI“ – Lingua Tertii Imperii, die Sprache des Dritten Reichs: So nennt Victor Klemperer seinen 1947 erschienenen Versuch, die Nazi-Sprache und ihre Mechanismen zu analysieren. Mittels lexikalischer Präzision, autobiografischer Anekdoten oder beklemmender Sachlichkeit strukturiert er in Essays die Wortungetüme, die wie „Arsendosen“ auf ihre Zuhörerschaft einwirkten.

Durch die sich wiederholende Beschwörung des Gefühls, des Instinkts und eines quasireligiösen Nationalkults konnte ein ganzes Volk vernebelt und vergiftet werden. Was für den jüdischen Philologen als „parodistische Spielerei“ begann, wurde angesichts der drohenden Deportation mehr und mehr zum „Notbehelf“. Die Diskurse um AfD und Pegida, deren Hetzvokabeln und Massenmobilisation, lassen Klemperers Beobachtungen heute wie ein erschreckendes Déjà-vu erscheinen.

Victor Klemperer, geboren 1881 in Landsberg an der Warthe, gestorben 1960 in Dresden, war ein deutscher Romanist und Politiker. 1912 trat Klemperer zur evangelischen Kirche über und meldete sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zur Armee. 1920 erhielt er an der Technischen Universität Dresden einen Lehrstuhl für Romanistik, 1935 entzogen ihm die Nationalsozialisten seine Professur.

1947 veröffentliche Klemperer sein Buch „LTI – Lingua Tertii Imperii“, in dem er sich mit der Sprache im Dritten Reich auseinandersetzte.

In der "HörspielZeit" am Sonntag, 29. Januar, 17.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio. Von Victor Klemperer. Musik: Arno Kraehahn. Bearbeitung: Tilman Hecker und Dag Lohde. Regie: Tilman Hecker (RBB 2016). Ton: Kaspar Wollheim, Venke Decker und Bettina Mikulla. Besetzung: Christine Grjoss, Toni Jessen und andere

Sieben Tage Nachhören auf SR2.de/hoerspielzeit

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