Grenzzaun (Foto: dpa)

"Profiteure der europäischen Flüchtlingsabwehr" - das ARD-Radiofeature

  23.05.2016 | 13:40 Uhr

Die europäische Migrationspolitik kommt trotz Flüchtlingskrise nicht voran. Zu stark scheinen die Widerstände einzelner Mitgliedsstaaten. Doch welche Rolle spielen dabei organisierte Lobbyinteressen, zum Beispiel die der Rüstungs- und Sicherheitsindustrie? Antworten auf diese Fragen hören Sie im ARD-Radiofeature am Samstag, 28. Mai, 17.04 Uhr, auf SR 2 Kulturradio.

Mehr als zwei Milliarden Euro pumpt die EU in Aufrüstung und Entwicklung einer hochtechnisierten Außengrenze. Erklärtes Ziel ist die weltweite Vermarktung der neuartigen Hightech-Produkte. Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet ein Netzwerk aus Politik und Industrie daran, für jede Herausforderung im Migrationsmanagement eine technische Lösung bereitzustellen.

Blockiert dieser neue und milliardenschwere Markt für Grenzsicherheit eine humane Migrationspolitik? Bremst die Geheimhaltung der Sicherheitsindustrie eine demokratische Debatte von Alternativen aus? BR-Autor Ralf Homann hat im Milieu von Politikberatung und Brüsseler Lobbyismus recherchiert. Sein ARD radiofeature "Hightech für die Außengrenze – Die Profiteure der europäischen Flüchtlingsabwehr" ist am Samstag, 28. Mai, 17.04 Uhr, auf SR 2 Kulturradio zu hören.

Der Markt für Grenztechnologie boomt: Intelligente Software-Lösungen, komplexe Kommunikationstechnik, neueste Drohnen – es geht um Milliarden. In Brüssel sitzen Entscheidungsgremien und Lobbygruppen quasi Tür an Tür, treffen sich zu Konferenzen und zum Gedankenaustausch. Sicherheit ist ein politisch akzeptabler Weg etwas zu beschreiben, was früher Verteidigung hieß. Es geht um eine Art Konjunkturprogramm für Sicherheits- und Rüstungsunternehmen. Auf die Finger schauen lassen wollen sich die Akteure dabei lieber nicht. Interviewanfragen werden abgelehnt, auf einer Rüstungsmesse wird dem Autor die Tür gezeigt.

Illegale Migration wird zum Bedrohungsszenario hochstilisiert. Flüchtlinge rutschen in die Nähe von Terroristen und die wiederum kommen über die Grenze. Dabei sind die Terroristen von Brüssel und Paris nicht von außen eingereist. Sie waren EU-Bürger. Sie sind hier aufgewachsen. Rund 1,8 Millionen illegale Grenzübertritte gab es in Europa 2015, im Vergleich zu allen Grenzübertritten sind das knapp drei Promille. Für diesen Tausendstelbereich werden Milliardensummen aufgewendet. Die großen Profiteure der Grenzaufrüstung sind derweil eindeutig die Schleuser: Wird eine Grenze geschlossen, können sie die Preise erhöhen.

Autor Ralf Homann arbeitet seit 1989 als Autor überwiegend für den Bayerischen Rundfunk. Er studierte Rechtswissenschaften und Bildhauerei in München. Anschließend absolvierte er Gastaufenthalte in Florenz, Weimar, Stockholm, New York und Bangalore. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1992 durch das International New York Radio Festival für sein Feature: "Der 20. Juli 1991 in Dresden – ein Report über die junge rechtsradikale Szene."

Alle Informationen zur Sendereihe unter www.radiofeature.ard.de.

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