Buchcover: Die Vierte Wand (Foto: Verlag)

Sorj Chalandons „Die vierte Wand“

  18.05.2016 | 10:14 Uhr

Sorj Chalandon erzählt in seinem Roman „Die vierte Wand“ vom Libanonkrieg und von den Massakern an palästinensischen Familien in Sabra und Schatila im Herbst 1982. Mehr darüber in "Literatur im Gespräch" am 24. Mai, um 19.04 Uhr auf SR 2 KulturRadio.

Manche Bücher haben etwas Visionäres, auch wenn sie von der Vergangenheit erzählen. Ein solches Buch hat der französische Autor und Journalist Sorj Chalandon geschrieben: „Die vierte Wand“ erzählt vom Libanonkrieg und von den Massakern an palästinensischen Familien in Sabra und Schatila im Herbst 1982, die Sorj Chalandon als Kriegsreporter miterlebt und in Reportagen beschrieben hat. Im Roman „Die vierte Wand“ setzt der junge Regisseur Georges den Wunsch seines sterbenden Freundes Samuel um, mitten im Libanonkrieg „Antigone“ von Jean Anouilh zu inszenieren. Auf der Frontlinie. Die Schauspieler sollen aus verfeindeten Lagern stammen. Die Kunst soll über den Krieg triumphieren, wie einst Anouilhs „Antigone“ über die Zensur der deutschen Besatzer triumphiert hatte. 1944 in Paris.

Perspektivwechsel

Soweit der Roman. In Wirklichkeit wurde Anouilhs „Antigone“ 2014 in Beirut aufgeführt, der Bürgerkrieg dort ist lange vorbei. Die Schauspieler, die 2014 auf einer Beiruter Bühne stehen, sind syrische Flüchtlinge aus dem Nachbarland, das sich bis heute in einem schrecklichen Krieg befindet.

„Die vierte Wand“ von Sorj Chalandon in „Literatur im Gespräch“ am Dienstag, 24. Mai, 19.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio, vorgestellt in Lesung und Gespräch mit dem Autor von Tilla Fuchs.

„Heute hätte ich das Buch so nicht geschrieben“, meint Sorj Chalandon, zu nah an der Aktualität, an der Wirklichkeit sei der Stoff. Im Gespräch wird die visionäre Verquickung von Romanhandlung und Wirklichkeit aufgegriffen und der Perspektivwechsel zwischen dem Romanautor und dem Journalisten Chalandon thematisiert. Letztlich geht es um die Kernfrage des Kriegsreportertums, die sich auch Georges im Buch stellt: kann ich zurückkehren in den Alltag, nachdem ich über den Krieg berichtet habe? Ist ein „normales“ Leben möglich nachdem ich „gesehen“ habe?

Autor

Sorj Chalandon wurde 1952 in Tunis geboren, er arbeitete lange als Reporter und Kriegsreporter für die französische Zeitung „Libération“ und berichtete unter anderem über den Nordirlandkonflikt und den Libanonkrieg. Für seine Reportagen über Nordirland und den Prozess gegen Klaus Barbie wurde er mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Aktuell arbeitet er für das Satiremagazin „Le canard enchaîné“ und schreibt Romane.

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