Winfried Georg Sebald  (Foto: dpa)

Aus Anlass des Auschwitz-Tages: „Je stärker die Gabe der Erinnerung, desto größer die metaphysische Unruhe“

Ein Themenabend mit und über W. G. Sebald – In "Literatur im Gespräch"

  20.01.2016 | 09:25 Uhr

Am Abend vor dem Auschwitz-Gedenktag sendet SR 2 KulturRadio ausnahmsweise eine verlängerte Ausgabe von "Literatur im Gespräch". Im Mittelpunkt steht das Werk von W. G. Sebald, der sich in seinen Büchern vor allem mit den Mordtaten der Nazis beschäftigte.

Für das Werk Sebalds ist wie bei kaum einem anderen zeitgenössischen Autor das Spannungsverhältnis von Fakten und Fiktion charakteristisch. Immer wieder lässt er vorsätzlich im Unklaren, in welcher Beziehung Autor, Erzähler und literarische Protagonisten zueinander stehen. Die Perspektiven überlagern oder durchdringen einander, ergänzen oder spiegeln sich oder scheinen vollkommen konträr. Sein Schreiben wird oft von Kleinigkeiten angestoßen, etwa durch Fotografien längst Verstorbener oder im Holocaust Ermordeter. Konsequent wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor machte er die Mordtaten der Nazis, oft aus der Sicht der Opfer, zum dominierenden Thema seines Schreibens. Protagonisten seiner Erzählungen und Romane sind Außenseiter, Verschollene, Vertriebene, Vergessene und Juden.

Über den Autor

Winfried Georg Sebald wurde 1944 in Wertach im Allgäu geboren. Weil ihm seine Vornamen belastet erschienen, ließ er sich von seinen Freunden Max nennen. Er studierte Germanistik und Anglistik in Freiburg und Fribourg. Von 1970 bis zu seinem Tod 2001 lehrte er an der University of East Anglia in Norwich, zuerst als Dozent, später als Professor für europäische Literatur. Er veröffentlichte eine Reihe von kontrovers diskutierten germanistischen Arbeiten (etwa zu Carl Sternheim, Alfred Döblin und Alfred Andersch). 1988 erschien seine erste literarische Veröffentlichung („Nach der Natur – Elementargedicht“). Es folgten die Bände „Schwindel, Gefühle“, „Die Ausgewanderten“, „Die Ringe des Saturn“ und zuletzt „Austerlitz“ (2001). Am 14. Januar 2001 starb Sebald bei einem Autounfall in der Nähe von Norwich. Im englischsprachigen Raum gehört er zu den angesehensten deutschsprachigen Autoren. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass er in der engeren Auswahl für den Nobelpreis gestanden hatte.

In "Literatur im Gespräch" am Dienstag, 26. Januar, 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio: Aus Anlass des Auschwitz-Tages: „Je stärker die Gabe der Erinnerung, desto größer die metaphysische Unruhe“ – Ein Themenabend mit und über W. G. Sebald (1944 – 2001). Moderation: Ralph Schock. Der Themenabend präsentiert W. G. Sebald in Lesung und Gesprächen sowie mit Erinnerungen von Freunden und Kollegen.

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