Maria Mahlke – Archipel (Foto: Buchverlag)

Inger Maria-Mahlke in Literatur im Gespräch

  28.11.2018 | 11:10 Uhr

Ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und kleiner Siege lässt Inger-Maria Mahlke in ihrem Roman "Archipel" Revue passieren. Am Montag, 19. Oktober, war Mahlke mit diesem Buch zu Gast im Festsaal des Saarbrücker Schlosses. In der Sendung Literatur im Gespräch am Dienstag, 4. Dezember, hören Sie einen Mitschnitt der Lesung ab 20.04 Uhr auf SR 2 KulturRadio.

Ein europäischer Familienroman von der Peripherie des Kontinents: der Insel des ewigen Frühlings, Teneriffa. "Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte." Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes.

Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt.

Manchmal bestimmen Willkür, Laune und Zufall

"Archipel" führt uns rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und kleiner Siege. Es ist Julios Jahrhundert, das der Bautes und Bernadottes, der Wieses, der Moores und González' – Familiennamen aus ganz Europa. Aber da sind auch die, die keine Namen haben: Die Frau etwa, die für alle nur "die Katze" war: unverheiratete Mutter, Köchin, Tomatenpackerin – und irgendwann verschwunden. Denn manchmal bestimmen Willkür, Laune, Zufall oder schlicht Erzählkunst über das, was geht, und das, was kommt.

Die Autorin

Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf, studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike. Ihr Debütroman „Silberfischchen“ wurde ein Jahr später mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet. Ihr Roman „Wie Ihr wollt“ gelangte unter anderem auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises, den sie 2018 für den Roman „Archipel“ dann erhielt. Inger-Maria Mahlke lebt in Berlin.

Lesung

Zu hören am Dienstag, 4. Dezember, 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio - Lesung und Gespräch mit der Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2018. Ein Mitschnitt der Veranstaltung vom 19. November 2018 im Festsaal des Saarbrücker Schlosses.

Moderation: Tilla Fuchs

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja