Sendung: Freitag 16.08.2024 19.15 bis 20.00 Uhr
Anfang 2010 melden sich einige ehemalige Schüler bei Pater Klaus Mertes, damals Rektor des Berliner Jesuiten-Gymnasiums „Canisius Kolleg“: In den 1970er- und 80er Jahren wurden sie dort von Jesuiten sexuell missbraucht.
Das Schweigen brechen
Klaus Mertes schreibt einen Brief an 600 Ehemalige der potenziell betroffenen Jahrgänge: Er möchte „Ansprechbarkeit signalisieren“, den Opfern danken für ihren Mut zu sprechen und dazu beitragen, das Schweigen über die systematischen, jahrelangen Übergriffe zu brechen.
In der Folge melden sich Hunderte Betroffene in der katholischen Kirche und weit darüber hinaus. Zusammen mit dem Betroffenenvertreter Matthias Katsch wurde Mertes 2021 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, um ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Missbrauchs- und Vertuschungsskandals in der katholischen Kirche zu würdigen.
Für eine Kultur der Menschlichkeit
Pater Klaus Mertes war Lehrer für Latein und katholische Religion, in Berlin und am Kolleg St. Blasien im Schwarzwald. Er ist Autor zahlreicher Bücher über Schule und Pädagogik. Im August 2024 wird der Jesuit 70 Jahre alt und im Herder-Verlag erscheint „Herzensbildung – Für eine Kultur der Menschlichkeit“.
Mertes warnt davor, unser Bildungssystem nur noch nach dem globalen Markt und den Ergebnissen der PISA-Studie auszurichten, und plädiert dafür, die christlichen Grundwerte wieder stärker in die Mitte unserer Schulen und unserer gesamten Gesellschaft zu stellen. Dazu zählen für ihn eine Wiederentdeckung der Kultur des Hörens, der Stille und des Miteinanders, was nicht nur für unsere Schulen, sondern für unsere gesamte Gesellschaft zwingend notwendig ist.
Informationen zum Buch:
Klaus Mertes: Herzensbildung
Verlag Herder
Gebundene Ausgabe: 18,-€
1. Auflage 2024
Gebunden mit Schutzumschlag
160 Seiten
ISBN: 978-3-451-39792-9
Das Bild ganz oben zeigt Pater Klaus Mertes (Bildrechte: SR)
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