Homburger Uniklinik entwickelt Apps gegen Mobbing und Schulangst

Homburger Uniklinik entwickelt Apps gegen Mobbing und Schulangst

Reporter: Mahir Moser / Onlinefassung: Raphael Klein   11.03.2025 | 16:50 Uhr

Das Uniklinikum im Homburg betritt neues Terrain, zumindest in digitaler Form. Bis 2027 sollen zwei Apps entwickelt werden, welche Kindern mit Mobbingerfahung und Schulangst dabei helfen sollen, diese zu bewältigen.

Einmal das Handy aus der Tasche, App an und die VR-Brille aufgesetzt – hört sich nach einem gemütlichen Gamer-Abend mit Freunden an. Doch in diesem Fall wird es ernster, es geht es um Mobbing und Schulangst von Kindern. Dabei sollen eine App und die VR-Brille helfen.

Hilfe im digitalen Raum

Die Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Eva Möhler erklärt, was hinter dieser Idee steckt: Schon "in der echten Welt sind die Kinder diesen Mobbern sehr ausgeliefert." Sie fühlten sich dann "hilflos, ohnmächtig, in die Ecke gedrängt, wissen nicht mehr, was sie tun." Nun brauche es aber auch in der digitalen Welt ein Hilfsangebot, so Möhler. Denn gerade auch dort seien Kinder Mobbing ausgesetzt. Hier solle die App ansetzen. Mit ihr könne man beispielsweise den Mobber "lauter und leiser drehen oder größer und kleiner machen."

Und neben dieser App soll es noch eine Anwendung geben, die auf der sogenannten VR-Brille basiert.VR steht für Virtual Reality, also virtuelle Realität. Mit der Brille begibt man sich also in einen künstlichen, digitalen Raum. Hier gehe es darum, "dass man die Schulumgebung so realitätsecht wie möglich" mit der VR-Brille abbilde, erklärt die Kinder-und Jugendpsychiaterin.

Denn es gebe viele Kinder, "die einfach gar nicht mehr die Schule besuchen vor lauter Angst." So könnten die Kinder im virtuellen Raum üben und sich mit der Schulumgebung vertraut machen, so Möhler. Diese Therapieform nenne sich "Exposition, die dann irgendwann auch wieder in den richtigen, realen Schulraum führt."

Entwicklung mit Hilfe von Kindern

Und dabei bekommen die Kinder in einer Auswertungsphase die Möglichkeit geboten, an der Entwicklung der Konzepte maßgeblich mitzuwirken. Hier macht man sich die Kreativität der Kinder zu eigen und knüpft dort an. "Kinder sind einfach wirklich die Experten für ihre Seele und deswegen ist das ganz großartig, dass wir hier an der Quelle sind", sagt die Psychiaterin.

Dabei beziehe man Fragen mit ein, wie: "War das überhaupt spannend für euch? Ist es attraktiv?" oder "Habt ihr das Gefühl, dass man über diesen Weg an das Thema rankommt? Und was könnten wir noch besser machen?" Denn Kinder, so Möhler, hätten einfach "so gute Ideen".

Ergänzung zur eigentlichen Therapie

Diese digitalen Anwendungen sollen allerdings keine Therapie ersetzen, sondern lediglich eine Ergänzung zur eigentlichen Therapieform bieten. Außerdem sollen die Apps schon vor der Behandlung Abhilfe schaffen, denn auf Therapieplätze muss man teilweise sehr lange warten:

"Kinder warten zurzeit deutschlandweit fast ein Jahr auf einen Therapieplatz" und bei den langen Wartelisten komme man "mit der Versorgung kaum hinterher", gibt die Psychiaterin zu bedenken. "Wenn man andere Angebote hätte, wäre das wirklich grandios, für die Versorgung wäre das ein ganz entscheidender Schritt nach vorne."

Prävention gegen Folge-Erkrankungen

Und nicht nur den Kindern wäre dabei geholfen, sondern man könne auch Folge-Erkrankungen, die sich erst im Erwachsenenalter zeigten, vorbeugen: Denn Erkrankungen, wie Diabetes, Krebs, koronare Herzkrankheiten, Alkoholismus oder Depressionen ließen sich zu einem großen Teil "auf aversive Kindheitserfahrungen" zurückführen. Daher gelte, so Möhler: "Je früher wir helfen können und je mehr, desto besser."

Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 11.03.2025 auf SR Saarlandwelle.

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