Mundart-Grammatik: neutraler Artikel für Frauennamen (Foto: SR)

Uni-Dozent gibt Saarländisch-Kurse für angehende Lehrer

Moderation: Michael Friemel / Onlinefassung: Raphael Klein   30.06.2023 | 08:40 Uhr

Die saarländische Mundart wird auch der Saar-Uni gelehrt. Der Germanist Dr. Philipp Rauth gibt Kurse für angehende Lehrer, um ihnen die Logik des saarländischen Dialekts näher zu bringen.

Jeder Dialekt hat seine Eigenheiten, eigene Begriffe und auch eine eigene Grammatik. Und um die geht es an der Universität des Saarlandes in speziellen Hochschulseminaren von Sprachwissenschaftler Dr. Philipp Rauth.

Die Kurse richten sich vor allem an angehende Lehrkräfte aus dem Saarland und sollen sie vor allem auf die grammatikalischen Unterschiede zur Hochsprache aufmerksam machen.

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Uni-Dozent erklärt die saarländische Grammatik
Audio [SR 3, Interview: Michael Friemel / Dr. Philipp Rauth, 30.06.2023, Länge: 04:10 Min.]
Uni-Dozent erklärt die saarländische Grammatik

Eigentlich ist Dr. Philipp Rauth Hesse. Aber es gebe über das Rheinfränkische viele Schnittmengen mit dem Saarländischen, sagt er im SR-interview. Aber natürlich gebe es auch Unterschiede.

Die Sache mit dem "es"

Denn nur im Saarland "hole" man etwas, wenn man eigentlich etwas "nehme". Im Saarland "holt" man sich zum Beispiel Urlaub.

Und auch der neutrale Artikel "es" für Frauen gebe es nur hier, sagt Rauth. Wie zum Beispiel: "Es Inge hat morje Geburtsdaach."

Die Sache mit dem "es" sei sogar noch etwas komplizierter, so der Sprachwissenschaftler. Denn man verwende den neutralen Artikel tendenziell eher für Frauen, die man duze und den weiblichen Artikel" für Frauen, die man siezt.

Woher das ursprünglich komme, sei nicht ganz klar, sagt Rauth. Es werde vermutet, dass die Verwendung des Artikels "es" für Frauen in der frühen Neuzeit vor allem in ländlichen Raum entstanden sei. Dort habe man das Neutrum vor allem für Mägde, Töchter oder unverheiratete Frauen verwendet. Das habe sich dann später auf alle vertrauten und bekannten Frauen ausgedehnt.

Je nach Kontext könnten sowohl der weibliche oder neutrale Artikel übrigens auch abwertend gemeint sein. Insofern sei das Sprechen im Dialekt auch viel nuancierter und komplexer. Denn man könne viele Stimmungen und Wertungen damit zum Ausdruck bringen.

Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 30.06.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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