Die private Kamin- und Ofenplatten-Sammlung in Dillingen

Die private Kamin- und Ofenplatten-Sammlung in Dillingen

Reporterin: Sarah Sassou / Onlinefassung: Dagmar Scherer   07.04.2025 | 12:30 Uhr

Matthias Kremer aus Dillingen hat eine ganz besondere Leidenschaft und es ist eine Familienleidenschaft: Er sammelt Kaminofenplatten, so wie sein Vater und sein Großvater. Der fing um 1920 mit dem Sammeln an. Inzwischen besteht die Sammlung aus über 800 Exemplaren in unterschiedlichen Größen mit historischen Motiven und ist bis zu 500 Kilo schwer. "Es ist ein Familienvirus", sagt Kremer. Doch er ist vermutlich der letzte, der den Familienvirus hat.

Die Kaminofenplatten waren dazu gedacht, einerseits die Steinwände in Kaminen vor den Flammen und der Hitze zu schützen und um andererseits die Wärme zu speichern. Kremers Platten stammen aus Schlössern und Herrenhäusern in der Großregion, also aus Luxemburg, Belgien, Lothringen, Elsass, Saarland und Teilen von Rheinland-Pfalz.

Sperrige Zeitzeugen

Einen Teil seiner gusseiserner Kaminplatten lagert Matthias Kremer inzwischen in einer Tiefgarage in einem kühlen trockenen Raum. Aus Platzgründen sind sie dicht an dicht hochkant aufgestellt, wie Bücher in einem Regal. Einige Exemplare sind mindestens einen halben Meter hoch und ebenso breit.

Zeugnisse von der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg

Gusseiserne Ofenplatten (Foto: SR/Sarah Sassou)

Die Motive auf den Platten erzählen Geschichten. Man muss sie jedoch interpretieren können - so wie Matthias Kremer. Eine Platte beispielsweise zeigt einen großen Ritter, weitere Ritter mit Waffen und Häuser, die von einem Band umgeben sind. Das Motiv zeige die Belagerung der Stadt Thionville im Jahr 1558. Im Tiefgaragenraum seien fast ausschließlich Gussplatten gelagert, die alle aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg stammten, also vor 1620, so Kremer.

Sein Berufsleben hat Matthias Kremer als Ingenieur bei der Dillinger Hütte verbracht. Das Sammeln der Gussplatten hat ihn aber auch zu einem Experten für die Geschichte der Großregion im Verlauf von 500 Jahren gemacht. Es gebe in der Eifel und in Lothringen eine Hand voll Sammler, "aber ich bin eigentlich seit Jahrzehnten der Aktivste", sagt er.

Natürlich haben die Platten einen materiellen Wert. Das ist für Matthias Kremer aber nicht ausschlaggebend. Sie seien Zeugnisse aus einer Zeit, aus der kaum noch Dinge erhalten sind.

Land hat kein Interesse an der Sammlung

Eigentlich wollte Kremer die Sammlung dem Saarland schenken, denn mit ihm endet wohl die Familiensammeltradition. Seine Kinder haben andere Interessen. Aber das Land hat abgelehnt. Es sei zu viel Aufwand, es gebe zu wenig wissenschaftliche Expertise, habe man ihm gesagt. Für Kremer eine Enttäuschung.

Er hofft nun, wenigstens ein Buchprojekt umsetzen zu können. Dafür haben sich Historiker und Kaminplattenexperten aus der gesamten Region zusammengeschlossen und eine Art Katalog über die gesicherten Kaminplatten erstellt. Aber noch fehlt das Geld dafür.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 07.04.2025 auf SR 3 Saarlandwelle

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