Und plötzlich war der Aufzug zur Wohnung defekt
Wer auf den Rollstuhl angewiesen ist, für den sind Treppen unüberwindbare Hürden. Doch was, wenn der Aufzug, mit dem man immer selbständig in seine Wohnung kam, defekt ist und vom Vermieter nicht zeitnah repariert wird? So wie bei Nicole und Patrick aus Merzig.
Sonntag, 22. September, später Abend. Feuerwehr-Einsatz in Merzig Schwemlingen bei Nicole und Patrick. Doch nicht wegen eines Brandes. Der Aufzug ist kaputt. Nicole und ihren Mann erreichte die Nachricht im Urlaub. Keine Chance, in die heimische Wohnung zu kommen. Patrick hatte dann die Idee, bei der Feuerwehr nachzufragen. Und die hat gern geholfen. Nach der langen Heimreise wurde Nicole von drei Feuerwehrmännern in ihrem Rollstuhl in die Wohnung getragen. Es war ihr jedoch etwas unangenehm, so viel Umstände zu bereiten.
Wie Wohnungshaft
Nicole sitzt wegen einer Erkrankung an der Wirbelsäule im Rollstuhl. Sie ist im Alltag auf die Hilfe ihres Mannes angewiesen. "Ich kann keinen Schritt mehr gehen", sagt sie. Für die Wohnung hatte sich das Paar entschieden, weil es hier eben einen Aufzug gibt. Und nun ist der Aufzug defekt. Das heißt für sie: Sie kann das Haus nicht mehr verlassen, nicht zum Arzt oder sonst wo hin. "Mein Mann kann mich nicht die Treppen herunter tragen, weil er Herzkrank ist", so Nicole.
Als sie nun im Urlaub waren, erhielten die beiden die Nachricht, dass der Aufzug im Haus defekt ist. Erst hieß es von Seiten der Hausverwaltung, dass die Reparatur erst im Januar stattfinden werde, erzählt Patrick. Das sei ja quasi Freiheitsberaubung für seine Frau, habe er geantwortet.
Mieterschutzbund: Immer wieder Probleme wegen defekter Aufzüge
Dieses Hinauszögern der Aufzugs-Reparatur sei kein Einzelfall, sagt Kai Werner, Rechtsanwalt und Landesvorsitzender vom deutschen Mieterschutzbund im Saarland. Fälle mit defekten Aufzügen habe er immer wieder auf dem Tisch. Die Mieter seien die Leidtragenden und vom guten Willen der Vermieter abhängig. "Theorie und Praxis gehen hier definitiv auseinander", sagt er. "Einerseits hast du deine Rechte als Mieter, faktisch bleibst du aber in der Wohnung, weil der Aufzug ja kaputt ist."
Der Rat des Anwalts im Fall der Fälle
Mieter hätten nicht viele Hebel um die Vermieter dazu zu bringen, einen Aufzug schnell reparieren zu lassen. Werner rät betroffenen Mietern, auf jeden Fall den Vermieter schriftlich über den Sachverhalt in Kenntnis zu setzen, das heißt, "er muss den Mangel konkret darstellen." Zugleich sollte er dem Vermieter auch eine Frist zur Instandsetzung gewähren um ggf. dann auch seine Mieterrechte geltend machen zu können.
Ein solches Mieterrecht ist beispielsweise die Mietminderung. Dabei sollte man aber niemals einfach einen Teil der Miete einbehalten, sondern dies nur in Absprache mit einem Anwalt oder dem Mieterbund tun, so der Rat von Werner.
Manchmal sind äußere Umstände schuld
Doch so ein rechtlicher Weg dauert. Und vielleicht ist es beim Vermieter bzw der Hausverwaltung von Nicole und Patrick ja keine absichtliche Verzögerung der Reparatur. Das Problem könnten auch fehlende Ersatzteile oder einfach volle Terminkalender bei den Handwerkern sein.
Für Nicole und Patrick ist eine Lösung in Sicht
Nicole und Patrick sie sind auf jeden Fall am Ball geblieben. Lieber einmal mehr als notwendig beim Vermieter nachfragen, so auch der Rat des Anwalts. Und das haben Nicoles und Patrick auch gemacht. Auf SR-Anfrage hat die Hausverwaltung der beiden nun angekündigt, den Aufzug in den kommenden Wochen zu reparieren. Die Ersatzteile seien nun da. Patrick und Nicole sind erleichtert.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 23.09.2024 auf SR 3 Saarlandwelle