Präventionsworkshops gegen sexualisierte Gewalt im Saarland
Vermutlich in jeder Schulklasse gibt es ein Kind, das sexualisierte Gewalt durch einen Erwachsenen erfahren hat. Fachberatungsstellen wie Nele oder Phoenix bieten Workshops in den Schulen an, um Kinder als auch Lehrer für das Thema zu sensibilisieren und darüber zu informieren, wo sie sich Hilfe holen können.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass in jeder Schulklasse in Deutschland ein bis zwei Kinder sexualisierte Gewalt durch Erwachsene erfahren haben. Umso wichtiger ist es, dass Kinder früh für das Thema sensibilisiert werden und wissen, wo sie sich Hilfe holen können.
Und genau das haben sich Einrichtungen wie die Fachberatungsstelle Nele im Saarland zur Aufgabe gemacht. Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle gehen regelmäßig in Schulen und bieten dort Präventionsworkshops gegen sexualisierte Gewalt an. So zum Beispiel in der Saarbrücker Schule im Rasbachtal.
Was ist sexuelle Gewalt, wo gibt es Hilfe
Kurz bevor die nächste Workshop-Session beginnt, ist auf dem Pausenhof der Gemeinschaftsschule noch ordentlich was los. Dann ordnet sich alles so langsam. Jetzt ist die Klasse 6.1 dran und wird erstmal in eine Mädchen- und eine Jungengruppe aufgeteilt.
Inhaltlich sind die Workshops ziemlich ähnlich, es führt sie nur jeweils ein anderer Träger durch – für die Jungs die Beratungsstelle Phoenix von der AWO, für die Mädchen die Beratungsstelle Nele. Das Ziel ist bei beiden Workshops dasselbe: „Wir wollen sowohl die Schüler als auch die Lehrer über das Thema sexuelle Gewalt informieren und ihnen vor allem aufzeigen, wo sie sich im Bedarfsfall Hilfe holen können", sagt Kirsten Antoni-Costa von Nele.
Das schlechte "Geheimnis"
Mal im Gespräch, mal mit Videos, geht es in den gut anderthalb Stunden darum, den Kindern zu erklären, was sexualisierte Gewalt ist und mit wem sie darüber sprechen können. Und es geht darum, den Kindern zu vermitteln, wie wichtig es ist, dass sie auch darüber sprechen. Denn Schweigen nützt nur den Tätern. Und diese Botschaft kommt bei den Kindern an.
"Dass man sich schnell bei Nele Hilfe holen kann und mit schlechten Geheimnissen kann man immer zu denen kommen", so eine der Schülerinnen. Und genau das ist ein entscheidender Punkt. Denn oftmals sprechen die Täter von einem gemeinsamen "Geheimnis", das die Kinder auf jeden Fall für sich behalten müssten. Die wichtigste Botschaft des Präventionstrainings scheint also hängen geblieben zu sein.
Das persönliche Gespräch nach dem Workshop
Im Anschluss an den Workshop gibt es für die Kinder dann noch ein zusätzliches Gesprächsangebot, bei dem sie sich persönlich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Beratungsstellen unterhalten können. Das sei ein wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit und werde in der Regel auch immer genutzt, sagt Nele-Mitarbeiterin Kirsten Antoni-Costa.
"An der Stelle wägen wir auch ab, was zu tun ist und leiten dann an unsere Beratungsstelle weiter, wo es psychologisch geschultes Fachpersonal mit trauma-pädagogischer Zusatzausbildung gibt."
Sensibilisierung und Aufklärung
Finanziert werden die Präventionsworkshops vom Sozialministerium und den Landkreisen. Ob ein solcher Workshop in Anspruch genommen wird, entscheiden die Schulen selbst. Antoni-Costa hofft, dass weiterhin viele Schulen teilnehmen – auch solche, die bisher noch nicht mitgemacht haben.
Denn jedes Kind sollte sexualisierte Gewalt erkennen können und lernen, wie es sich verhalten kann, wenn es Opfer oder Zeuge davon wird.
Kontakte
Nele - Fachberatungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen
Bahnhofstraße 43, 66111 Saarbrücken
Telefon: 0681 - 32043
E-Mail: info@nele-saarland.de
Internet: nele-saarland.de
Phoenix - Beratung gegen sexuelle Ausbeutung von Jungen
Schubertstraße 6, 66111 Saarbrücken
Telefon: 0681 - 76 19 685
E-Mail: phoenix@lvsaarland.awo.org
Internet: www.awo-saarland.de/phoenix
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 28.01.2024 auf SR 3 Saarlandwelle