Wenn Menschen ein Leben in Kisten zurücklassen

Wenn am Ende nur noch das Entrümpeln bleibt

Reporterin: Lea Kiehlneker / Onlinefassung: Andree Werner   24.10.2024 | 08:45 Uhr

Wenn eine nahestehende Person ins Alten- oder Pflegeheim umzieht oder gestorben ist, müssen sich die Angehörigen häufig um den zurückgelassenen Haushalt kümmern. Diese teils große Herausforderung gehen Menschen im Saarland ganz unterschiedlich an, wie SR 3 Reporterin Lea Kiehlneker berichtet.

Morgens um acht Uhr geht es für Rudi und Patrick los: Die beiden Entrümpler der Firma "First Class Entrümpelungen" beginnen heute mit dem Aufräumen in einer Wohnung in Saarbrücken. Der Vater des Auftraggebers ist verstorben, die Mutter jetzt in eine kleinere Wohnung umgezogen. Die etwa 140 qm große alte Wohnung muss leer geräumt werden.

Dabei schauen die beiden, ob es unter den vielen Dingen noch etwas gibt, das noch zu gebrauchen ist: Geschirr, Gläser, Kochtöpfe, Möbel. Alles, was Menschen, die nicht so gut betucht sind, brauchen können, so Rudi. Die Entrümpler sehen das Thema Haushaltsauflösung in erster Linie aus der praktischen Perspektive. Schon in der Wohnung achten sie darauf, alles effizient zu sortieren.

Was noch gut ist, bekommen Bedürftige

Dabei kommen Bücher prinzipiell immer fort, die würden nur schwer einen neuen Besitzer finden. Dafür gehen in diesem Fall Bauklötze, ein paar Bilder, ein Tisch und noch ein Stuhl mit. Was noch gut ist, wird an Bedürftige weitergegeben. Diese ganze Arbeit wäre dem Auftraggeber, der anonym bleiben möchte, zu viel geworden.

"Es kommt alles raus, die Alte braucht nix"

Rudi erzählt, dass es vielen seiner Kunden so geht. Er erzählt aber auch von einem Extrembeispiel, wo der Auftraggeber die Wohnung schon ausräumen ließ, bevor seine Mutter von dort ins Pflegeheim umgezogen war. Der Mann habe ihm gesagt: "Es kommt alles raus, die Alte braucht nix".

Und dann sei die ältere Frau zu ihm gekommen, habe ihn am Ärmel gezupft und ihn gebeten den Fernseher da zu lassen. Daraufhin hat Rudi ihr den Fernseher samt Fernbedienung und drei ihrer Lieblingsbücher da gelassen.

Wenn man es selbst anpackt

Ganz anders war das vor vier Jahren bei Karin Jacobs aus Hausbach bei Losheim. Nach dem Tod ihrer Mutter hat sie sich gemeinsam mit ihren Geschwistern bewusst dafür entschieden, die Wohnung selbst auszuräumen. Um die Möbelstücke habe sich die Nichte gekümmert. Aber in die persönlichen Sachen wollte Karin niemand anderes rein schauen lassen.

Erinnerungen in einem alten Fotoalbum (Foto: SR)
Erinnerungen in einem alten Fotoalbum

Für das Aufräumen haben sich die drei Geschwister Zeit genommen und dabei viele Dinge entdeckt, mit denen ganz persönliche Erinnerungen verbunden sind. So haben sie viel Zeit mit Fotoalben verbracht. Mit den Fotos kamen dann auch die Geschichten und Kindheitserinnerungen zu Tage, es wurde über die Hobbys der Mutter geredet oder über das, was sie besonders gut konnte.

Eine gute Entscheidung

Für Karin war es eine sehr positive Erfahrung, den Haushalt eines nahestehenden Menschen auszuräumen. Auch wenn es im ersten Moment wie ein schweres und schmerzhaftes Stück Arbeit aussah.

Ein Thema auf SR 3 Saarlandwelle am 24.10.24 in der Sendung "Guten Morgen".

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