Armutsrisiko Wohnen - auch im Saarland kein Nischenproblem mehr
Im Saarland fehlen bezahlbare Wohnungen - und das nicht erst seit gestern. Mit einer Kundgebung in Saarbrücken hat ein Bündnis nochmal darauf aufmerksam gemacht. Die Gründe für den fehlenden Wohnraum sind vielfältig und reichen von auslaufender Sozialbindung bis zu den hohen Hürden beim Neubau. Doch es gäbe auch Alternativen zum Bau durch Investoren.
Im Wahlkampf hat das Wohnungsproblem kaum eine Rolle gespielt. Um die Wohnungsnot trotzdem ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, hatte deshalb am 20. Februar ein Bündnis aus Aktivisten, Gewerkschaftern und Betroffenen eine Kundgebung in Saarbrücken veranstaltet.
Armutsrisiko Wohnen
Die Kernaussage war im Grunde: Die Gesamt-Situation beim Wohnen ist schlecht. Alles ist teurer geworden - vom Heizen, über Strom bis zu Müllabfuhr und Abwasser und deshalb fürchteten viele, dass sie die Kosten fürs Wohnen in die Armut stürzen könnten. Wohnen sei zum Armutsrisiko geworden, so ein Redner der Saarländischen Armutskonferenz. "Einer zunehmenden Zahl an Menschen gelingt es in Deutschland nicht mehr, eine für sie passende, bezahlbare Wohnung zu finden." Das sei kein Nischenproblem mehr, sondern rücke in die Mitte der Gesellschaft.
Zahl der fehlenden Sozialwohnungen unverändert hoch
Nach Angabe der Hans-Böckler-Stiftung fehlen allein in Saarbrücken fast 14.000 Sozialwohnungen. Und daran hat sich bisher kaum was geändert, obwohl die Politik immer wieder verspricht, was gegen den Mangel an günstigem Wohnraum zu tun. Einer der Gründe hierfür: Sozialwohnungen sind nicht für alle Zeit Sozialwohnungen. Die Laufzeit der Preisbindung bei neuen Sozialwohnungen wird im Vorhinein festgelegt. Nach einer Laufzeit von zehn, 15 oder 20 Jahren können sie dann als ganz normale Wohnungen vermietet werden.
Hinzu kommt, dass Anfang der 2000er Jahre die Lage auf dem Wohnungsmarkt recht entspannt war. Infolge dessen wurden Förderprogramme zum Bau von Sozialwohnungen gestrichen. Die Sozialwohnungen, die vorher gebaut wurden, sind entweder schon aus der Sozialbindung rausgefallen – oder fallen demnächst raus.
Warum kaum gebaut wird
Zwar gibt es inzwischen wieder neue Förderprogramme, aber nach wie vor auch diverse Gründe, eher nicht zu bauen. Die Bauunternehmer würden dabei vor allem die Verwaltungsvorschriften, die Kosten für Baumaterial und zu hohe Zinsen anführen, sagt Thomas Grethen, der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt im Saarland und in Rheinland-Pfalz. "An allen Gründen kann man etwas tun und da muss auch etwas getan werden, damit es wieder zu mehr Wohnraum kommt", sagt er.
Alternative Modelle
Harald Kreutzer, einer der Veranstalter der Saarbrücker Kundgebung, hatte selbst schon problematische Mieterfahrungen durch Mieterhöhung und Kündigung wegen Eigenbedarf. Inzwischen hat er eine für ihn optimale Lösung gefunden: genossenschaftliches Wohnen. "Man hat ein lebenslanges Wohnrecht, die Preise sind wirklich fair und ich bin glücklich, dass ich in dieser Wohnungsgenossenschaft bin", sagt er. Für ihn stelle sich die Frage: "Warum gibt es das nicht viel häufiger?"
Eine weitere Alternative ist das so genannte Wiener Modell. Die Stadt Wien hat über 200.000 Wohnungen selbst gebaut, vermietet sie zu sozialen Preisen - und das Ganze scheint sich auch finanziell für die Stadt zu rechnen. Die Menschen haben eine günstige Bleibe, haben damit mehr Geld zum Ausgeben in der Stadt und 20.000 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft wurden gesichert.
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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 21.02.2025 auf SR 3 Saarlandwelle