Mammographie (Foto: dpa)

Brustkrebs kann jeden treffen

Interview mit Dr. Martin Deeken, Leiter Brustzentrum Saar Püttlingen

Interview: Christian Job   28.04.2022 | 12:00 Uhr

Am Wochenende haben wir noch 40 Jahre "Ein bisschen Frieden!" gefeiert, jetzt hat Nicole bekannt gemacht, dass sie Ende Dezember 2020 an Brustkrebs erkrankt war. Nicole geht es inzwischen wieder gut. Doch was sie getroffen hat, kann jeden treffen. Deshalb ist die Vorsorge so wichtig.

Nicole, 2019 vor ihrer Erkrankung (Foto: dpa/Henning Kaiser)
Nicole, 2019 vor ihrer Erkrankung

Nicole auf Instagram: Im Dezember 2020 musste ich plötzlich und unerwartet eine Reise antreten, die ich ganz sicher nicht gebucht hatte.(...) Mir wurde unmissverständlich klar, dass der Weg, den ich zu gehen hatte äußerst steinig und schwer werden würde. (...)
Nichts drang an die Öffentlichkeit, was für mich an ein Wunder grenzte, aber genau diese Tatsache trug dazu bei, dass ich die nötige Zeit und Ruhe hatte, die ich für mich brauchte, um unbeirrbar an‘s Ziel zu gelangen. (...)
Nach 16 Monaten, geprägt von Ängsten und Zweifeln, aber auch Hoffnung und Zuversicht stehe ich nun endlich am Gipfelkreuz. Eine lange Durststrecke liegt hinter mir und ich denke voller Dankbarkeit an all meine Lieben, die mich am Wegesrand immer wieder wie einen Marathonläufer „angefeuert“ haben weiterzulaufen, weiter und weiter. (...)
Ich werfe nun den Ballast ab (...) und ich sage leise, aber bestimmt und unendlich stolz zu mir: „Mädel, du hast es geschafft!“

Audio

Brustkrebsexperte Deeken: "Eine gute Kombination ist Mammographie plus Ultraschall"
Audio [SR 3, Moderation: Christian Job, 28.04.2022, Länge: 03:51 Min.]
Brustkrebsexperte Deeken: "Eine gute Kombination ist Mammographie plus Ultraschall"

Vorsorge

"Je kleiner ein Tumor noch ist, um so besser ist er zu behandeln", sagt Dr. Martin Deeken, Leiter des Brustzentrums Saar in Püttlingen. Deshalb sei es wichtig, die Vorsorgeangebote wahr zu nehmen.

Mammografie-Vorsorge (Foto: dpa)

Grundsätzlich gilt aber bei der Brustkrebserkennung: "Es gibt keine beste Lösung". Neben der normalen Mammographie gibt es inzwischen auch das MRT, also die Kernspin-Mammographie. Der Vorteil einer Kernspin-Mammographie sei, dass sie sehr empfindlich reagiere, so Deeken. "Es zeigt schnell an, wenn irgendwas nicht stimmt - auch schon in Größenverhältnissen, die man in der normalen Mammographie nicht sehen kann." Der Nachteil sei, dass es dadurch zu häufig falsch-positive Befunde gebe - mit entsprechenden Folgen.

Sein Rat lautet: die Kombination von Mammographie und Ultraschall. Das gelte besonders für diejenigen, die zu einer Risikogruppe gehören. Sie sollten auf jeden Fall einmal pro Jahr eine Ultraschall-Untersuchung beim Gynäkologen machen lassen, so Deeken.

Die Heilungschancen

Heute seien die Genesungschancen bei Brustkrebs sehr gut, sagt Deeken. "Als ich angefangen habe zu arbeiten, war nach fünf Jahren die Hälfte der Frauen tot." Heute liege die Überlebenschance nach fünf Jahren bei 85 Prozent. "Das sind riesen Fortschritte."

Die "Tumor-Biologie" könne heute immer besser bestimmt werden und diese sei maßgebend für die Ausrichtung der Primärtherapie, die für die Behandlung und letztendlich den Therapieerfolg entscheidend sei.

Brustkrebs bei Männern

Brustkrebs ist zwar in erster Linie eine Frauenkrankheit, aber auch Männer können Brustkrebs bekommen. "Auf 100 Frauen kommt ungefähr ein Mann", so Deeken. Eine Mammographie bei Männern hält er nicht für sinnvoll: Zu viele würden unnötigerweise bestrahlt.

Sein Rat an die Männer lautet: abtasten. Da die Brust der Männer nur sehr klein sei, können man hier auch sehr frühzeitig Veränderungen ertasten. Wenn etwas ertastet wurde, "sollte man aber nicht warten, sondern direkt zum Arzt gehen, damit es abgeklärt werden kann."

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 28.04.2022 auf SR 3 Saarlandwelle

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