Interview der Woche mit dem Hauptgeschäftsführer der IHK Saar, Frank Thomé

IHK-Chef fordert Aussetzung der Schuldenbremse

Interview der Woche mit dem Hauptgeschäftsführer der IHK Saar, Frank Thomé

Wirtz-Nentwig, Wolfgang / Onlinefassung: Lisa Huth   27.01.2024 | 10:54 Uhr

Arbeitskräftemangel, höhere Energiekosten, Inflation, hohe Zinsbelastungen: Das belaste die Unternehmen im Saarland, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Saar, Frank Thomé. Im SR-Interview fordert er unter anderem eine temporäre Aussetzung der Schuldenbremse.

Die IHK Saar vertritt rund 60.000 Unternehmen im Saarland. 2023 sei ein schwieriges Jahr und damit keine gute Startrampe für 2024 gewesen, sagt IHK-Saar-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé. Auch die hohen Standortkosten und eine überbordende Bürokratie verkleinerten die Spielräume für Investitionen. Das gelte auch für Innovations- Investitionen. "Für mich ein Alarmsignal. Wenn man nicht mehr in Innovationen investieren, dann laufen wir zumindest Gefahr, auch hier langfristig an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen", so Thomé im Interview der Woche.

Temporäre Lockerung der Schuldenbremse

Nur das Exportgeschäft habe gerade so die "Schwarze Null" gerettet. Im Saarland sei das Exportgeschäft stärker gewachsen als im Bund. Das wird, so Thomé, aber konterkariert durch eine schwache binnenwirtschaftliche Nachfrage. Der Streit innerhalb der Bundesregierung verunsichere die Unternehmen zusätzlich. Die daraus resultierende Verunsicherung sei Gift für privatwirtschaftliche Investitionen, genauso wie für den privaten Konsum.

Thomé bezeichnet sich als großen Verfechter der Schuldenbremse. Es sei aber ein Instrument aus dem Jahr 2009. Er empfiehlt, bei den aktuellen Herausforderungen eine Überprüfung hinsichtlich einer Investitions-Klausel des Staates. Somit also eine temporäre Lockerung. Da könnten dann Kriterien fest gelegt werden. Eine Investitionen im betriebswirtschaftlichen Sinne sei ja auch auf Rückflüsse angelegt.

Thomé für Luxemburgstrategie

Im Bezug auf das saarländische Nachbarland Luxemburg, ist das Großherzogtum für Thomé ein "ökonomisches Kraftzentrum". Im Saarland werde das nicht genügend berücksichtigt. Die Landesregierung wäre gut beraten, eine Luxemburg-Strategie einzuführen. Thomé denkt an Kooperationen auch zwischen Unternehmen, auch bei der Forschung. Da seien deutlich höhere Synergien möglich.

Die Frankreichstrategie ziele ja darauf ab, Saarland in verschiedenen Punkt zu stärken. Bei der Zweisprachigkeit sei die Bilanz eher ernüchternd. Aber Frankreich habe eine enorme Bedeutung. Das sei zum Beispiel an den 15.000 Einpendlern zu sehen. Die Lothringer, die im Saarland einkauften, seien ebenfalls ein großer Wirtschaftsfaktor. Nach Thomas Ansicht spielt Frankreich auch eine Rolle bei Ansiedlungen, um den französischen Markt aus dem Saarland heraus zu bedienen.

Ein Thema in der Sendung "Bilanz am Mittag" am 27.01.2024 auf SR 2 KulturRadio. Das Foto ganz oben zeigt Frank Thomé. (Bildquelle: IHK/Manuela Meyer)

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