Lieder aus Terezin in der Saarbrücker Synagoge

Lieder aus Terezin in der Saarbrücker Synagoge

Denise Dreyer / Onlinefassung: Lisa Huth   24.02.2024 | 15:05 Uhr

Texte und Musik aus Theresienstadt werden am 25. Februar in der Saarbrücker Synagoge aufgeführt. Initiiert wurde diese besondere Erinnerung an die Musik aus dem Konzentrationslager von Peter Schöne, Bariton und Sänger am Saarländischen Staatstheater.

Komponieren, um am Leben festzuhalten

Theresienstadt, war Ghetto und Konzentrationslager der Nazis, ein perfider Ort der Propaganda und Transit-Station für über hunderttausend Juden auf dem Weg in die Vernichtungslager im Osten. Darunter auch bedeutende Künstlerinnen und Künstler, die dort weiter schrieben, komponierten und ihre Werke aufführten, einfach um an ihrer Identität, am Leben festzuhalten.

Dem Bariton Peter Schöne, Sänger am Saarländischen Staatstheater, war es ein Anliegen, einen Liederabend mit Texten und Musik aus Theresienstadt zu gestalten, wunderschöne Werke dem Vergessen zu entreißen. Für das Konzert hat sich das Saarländische Staatstheater einen besonderen Ort ausgesucht: die Synagoge am Beethovenplatz in Saarbrücken.

Peter Schöne singt Viktor Ullmann

Der Liederabend ist auch eine Premiere für Peter Schöne. Er kennt die Saarbrücker Synagoge nämlich gar nicht, hat überhaupt noch keine von innen gesehen. "Das ist mein Beitrag, an den Holocaust zu erinnern und das nicht vergessen zu machen. Als Künstler finde ich, dass wir immer wieder daran erinnern müssen, was wir Schreckliches getan haben. Ich empfinde diese Schuld ganz stark."

Schöne sieht es als eine Aufgabe an, daran zu erinnern, unter welch schrecklichen Bedingungen Menschen zusammenleben mussten und später ermordet wurden. Einer dieser Menschen war Viktor Ullmann. Als er nach Theresienstadt deportiert wurde, war er 44 Jahre alt, ein arrivierter Komponist aus Österreich, Schüler von Zemlinsky und Schönberg. Ein Künstler auf der Höhe seiner Zeit. Peter Schöne singt ein Lied aus dem Liederzyklus „Der Mensch und sein Tag“ von Viktor Ullmann.

Bis zur letzten Sekunde Trost spenden

Kennengelernt hat Ullmann in Theresienstadt den fast gleich alten Pavel Haas, ein Tscheche, Schüler von Leosch Janáček. In seinen Werken unüberhörbar sind Einflüsse des Jazz, der mährischen Volksmusik, der sakralen Gesänge der Synagoge. Eine vitale Musik. polytonal und polyrhytmisch.  Auch seine Lieder wird Peter Schöne singen - und Ilse Weber vorzustellen. 

Sie war laut Schöne eigentlich Lyrikerin und Kinderbuchautorin. "Es heißt, wenn sie dort sich um kranke Kinder gekümmert hat." Als die Kinderkrankenstube, in der sie arbeitete, zur Deportation nach Auschwitz bestimmt wurde, meldete sich Ilse Weber freiwillig, um die Kinder zu begleiten. "Sie hätte das vielleicht nicht machen müssen, aber sie hat es gemacht, ganz bewusst und hat den Kindern bis zur letzten Sekunde da Trost zugesprochen. Und das hört man in den Liedern auch."

Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt versammeln sich anlässlich einer Gedenkveranstaltung am Börneplatz in Frankfurt am Main. (1946) (Foto: dpa)
Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt versammeln sich anlässlich einer Gedenkveranstaltung am Börneplatz in Frankfurt am Main. (1946)

Ermordet wurden Ilse Weber, Viktor Ullmann und Pavel Haas bei den sogenannten Herbsttransporten, die einen Großteil der Häftlinge im Oktober 1944 nach Auschwitz brachten.

Weitere Informationen

Zu den Liedern von Ilse Weber, Viktor Ullmann und Pavel Haas mit Peter Schöne und Alexander Fleischer am Klavier liest Gaby Pochert Texte, die im Ghetto Theresienstadt entstanden sind. Der Abend in der Saarbrücker Synagoge findet am Sonntag, dem 25. Februar um 17 Uhr statt. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ein Thema in der Sendung "Der lange Samstag" am 24.02.2024 auf SR 2 KulturRadio. Das Foto ganz oben zeigt dne Bartion Peter Schöne. (Bildquelle: Gisela Schenker)

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