Literatur der Transformation: "Das Schimmern der See"

Literatur der Transformation: "Das Schimmern der See"

18 Uhr im Studio Eins des Saarländischen Rundfunks

  21.03.2024 | 13:00 Uhr

Termin: 14.04.2024 18:00 Uhr

„Grenzen fanden wir keine auf dem Mittelmeer, außer den Grenzen zwischen Leben und Tod.“

Mitten in der Nacht kommt der Funkspruch rein: ein doppelstöckiges Holzboot mit 400 Menschen an Bord in Seenot. Der Kapitän der Sea-Watch 3 setzt Notrufe ab: Italien, Malta und Tunesien verweigern die Rettung, ein nahegelegenes Frachtschiff ignoriert die Hilferufe und dreht ab. Die Sea-Watch 3 nimmt Kurs, ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Dafür haben die freiwilligen Seenotretter monatelang trainiert, jeder Handgriff muss sitzen, jeder Augenblick zählt.

Atemlos und beklemmend sind die Schilderungen der Rettungseinsätze der Crew – Adrian Pourviseh war vor zwei Jahren selbst mit dabei und hat seine Erfahrungen und Erlebnisse in der Graphic Novel „Das Schimmern der See“ dokumentiert. Der Comic ist ein gezeichneter Augenzeugenbericht über den schrecklichen Alltag an den Außengrenzen Europas – und ein lautstarker Aufruf zu mehr Menschlichkeit und gegen das Wegschauen.


Adrian Pourviseh wurde 1995 in Koblenz geboren. Er studierte Orientwissenschaften in Marburg und Rabat (Marokko) und Entwicklungsökonomie an der Lund University in Schweden. Zudem besuchte er Summer Schools in Teheran, Alexandria und Uppsala und war in Klima-Forschungsprojekten in Namibia und Pakistan sowie für die Entwicklungsbehörde der USA tätig. Im Jahr 2015 begann er neben dem Studium als Übersetzer für geflüchtete Jugendliche zu arbeiten. Ab 2019 ging er als Übersetzer und Fotograf auf die Sea-Watch 3 und half als Freiwilliger auf der Insel Lesbos. Seine Erlebnisse auf der Sea-Watch 3 hielt er als illustrierte Tagebucheinträge fest. Sie wurden 2020 im Rahmen der „SW5Y – Fünf Jahre zivile Seenotrettung“ im Frankfurter Weltkulturen Museum ausgestellt. 2022 war er „Land in Sicht“-Stipendiat des Hessischen Literaturrats.


Die Reihe "Literatur der Transformation“, entwickelt vom Saarländischen Staatstheater, dem Ministerium für Bildung und Kultur, dem Institut d’Études Françaises und dem SR, hat noch bis Juni Autor*innen aus Deutschland und Frankreich eingeladen, die sich in ihrer Literatur mit brennenden Themen unserer Gegenwart auseinandersetzen: sie schreiben über Migration und Klimawandel und über eine Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet. Wie lässt sich diese Gegenwart in Worte fassen und wie die Welt schreibend verändern? 


Weitere Termine

  • 25. April, 19:30 Uhr, Villa Europa – Arno Bertina „Ceux qui trop supportent (Diejenigen, die zu viel ertragen)“
  • 13. Mai, 19:30 Uhr, Mittelfoyer Saarländisches Staatstheater – Mithu Sanyal „Identitti“
  • 30. Mai, 11 Uhr, Mittelfoyer Saarländisches Staatstheater – Cynthia Fleury „Hier liegt Bitterkeit begraben. Über Ressentiments und ihre Heilung“
  • 6. Juni, 19:30 Uhr, Pingussonbau – Maylis de Kerangal „Die Lebenden reparieren“


Eintrittskarten für alle Veranstaltungen sind über das Saarländische Staatstheater erhältlich.

Der Eintritt beträgt zu jeder Lesung 10 Euro, ermäßigt 7 Euro.

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