Szene aus „Wer die Nachtigall stört“ (Foto: picture alliance/United Archives/Impress)

Vor 60 Jahren: Deutschlandpremiere für „Wer die Nachtigall stört

Siegfried Tesche / Onlinefassung: Axel Wagner   25.06.2023 | 14:20 Uhr

Als der Film „Wer die Nachtigall stört“ am 28. Juni 1963 Jahren in unsere Kinos kam, zeichnete sich schnell ab, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Werk handelt. Ganz ruhig, aber sehr eindringlich erzählt er in schwarzweiß vom Rassismus im US-Bundesstaat Alabama, von einem aufrechten Anwalt und das auch noch aus der Sicht von zwei Kindern. Auch heute noch gilt er als Meisterwerk, wie Siegfried Tesche berichtet.

Alabama im Süden der USA, 1932 – die Zeit der Großen Depression, der Armut und des Rassismus. Hier spielen das Buch, das die Autorin Harper Lee 1961 veröffentlicht hat, und der Film, der zwei Jahre später erschien.

Anwalt ohne Vorurteile

Scout heißt das junge Mädchen, aus deren Sicht und aus der ihres Bruders Jem die Geschichte von „Wer die Nachtigall stört“ erzählt wird. In der fiktiven Stadt Maycomb ist Atticus Finch Anwalt und alleinerziehender Vater, der selbst in kleinen Dingen immer wieder versucht, zu vermitteln.

Ruhig und gelassen lehrt Finch seine Kinder den Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens. Beruflich ist das ganz anders: Er verteidigt den jungen Schwarzen Tom Robinson, dem vorgeworfen wird, eine weiße Frau vergewaltigt zu haben. Deren Vater ist ein bekannter Trinker.

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Vor 60 Jahren: Deutschlandpremiere für „Wer die Nachtigall stört“
Audio [SR 2, Siegfried Tesche, 25.06.2023, Länge: 04:13 Min.]
Vor 60 Jahren: Deutschlandpremiere für „Wer die Nachtigall stört“
Als der Film „Wer die Nachtigall stört“ vor 60 Jahren in unsere Kinos kam, zeichnete sich schnell ab, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Werk handelt.

Peck spielte fast sich selbst

James Stewart lehnte die Hauptrolle ab. Rock Hudson war in der engeren Auswahl, doch dann entschied man sich für Gregory Peck, der sofort zusagte, nachdem er das Buch gelesen hatte. „Die Figur, die ich spielte, hatte ich in dem Moment vor Augen, als ich das Buch las“, sagte Peck später.

Er sei selbst in einer Kleinstadt aufgewachsen, so Peck. „Ich kletterte auf Bäume und rollte in Reifen herum. Mein Vater war zwar nicht der Anwalt in der Stadt, aber der Apotheker. So fügte sich alles zusammen. Es war wie mit der Strömung zu schwimmen.“

Autorin war begeistert

Der Film ist vor allem ein Plädoyer für Menschlichkeit und Humanismus. Atticus muss sich im Ort gegen Rassisten wehren und kann nachweisen, dass der Angeklagte unschuldig ist.

Eine nur von weißen Männern besetzte Jury verurteilt Tom dennoch. Diese Mischung aus Sanftheit, Strenge und Aufrichtigkeit verkörpert Peck perfekt. Auch Harper Lee war begeistert. „Natürlich bin ich keine Kritikerin, und es war der einzige Film, bei dem ich jemals bei den Dreharbeiten war. Aber währenddessen spürte ich eine gute Aura, Herzlichkeit und den Respekt für das Ausgangsmaterial, mit dem sie arbeiteten. Ich war erfreut, glücklich und sehr dankbar dafür.“

Harper Lee schenkte Gregory Peck die Uhr ihres Vaters, die ihm Glück brachte. Denn er trug sie auch am Abend des 8. April 1963 bei der Oscar-Verleihung. Der Film gewann drei Oscars, und seine Botschaft gilt auch 60 Jahre später immer noch. Dort sagt Anwalt Atticus Finch: „Hier in unserer Heimat waren die Gerichte noch immer die Stätten der Gerechtigkeit und unsere Gesetze für alle Menschen gleich, ob sie schwarz oder weiß sind.“

Ein Thema in der SR2-Sendung Canapé vom 25.06.2023.

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