AfD-Abgeordneter Schaufert aus kirchlichem Ehrenamt entlassen

AfD-Abgeordneter Schaufert aus kirchlichem Ehrenamt entlassen

Matthias Alexander Schmidt  

Das Bistum Trier hat gestern den AfD-Fraktionsvize im saarländischen Landtag, Christoph Schaufert, von seinem Ehrenamt als Mitglied des Verwaltungsrats der katholischen Pfarrei St. Marien Neunkirchen ausgeschlossen. Es handle sich bei Schaufert um einen hohen Funktions- und Mandatsträger der AfD und er habe sich von extremistischen Positionen der Partei nicht öffentlich distanziert. Dadurch erleide der der Ruf der Gemeinde Schaden. Matthias Alexander Schmidt kommentiert.

Im September letzten Jahres zeigte ein im Internet verbreitetes Bild den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer auf dem "Marsch für das Leben", einem Protestzug gegen Abtreibung und Sterbehilfe. Zwei Personen neben dem Bischof, ein junger Mann, der mit Mittel-, Ring- und kleinen Finger einen rassistischen Gruß formt: W und ein P für „White Power“, Weiße Macht. Das Bistum distanzierte sich von dem Foto. Der Bischof würde niemals an der Seite von Rechtsradikalen laufen. Und zugleich lassen sich seit Langem unheilige Allianzen beobachten – Radikalisierungstendenzen am rechten Rand der Kirchen.

Konservative Kreise suchen seit Jahren die Nähe der politischen Rechten und diskreditieren das christliche Ethos der Freiheit: Das haben die Publizist*innen Liane Bednarz und Andreas Püttmann bereits vor bald 10 Jahren in einer von der Konrad-Adenauer-Stiftung beauftragten Studie geschrieben. Dass äußerst konservative und rechte Gedanken, Populismus bis hin zu rechtsextremen Überzeugungen, völkischem Nationalismus, Antisemitismus und Verschwörungserzählungen in den „weiter schrumpfenden Kirchen an Einfluss gewinnen" dürfte heute eigentlich niemanden mehr überraschen. Erst letzte Woche hatte der Vatikan verlauten lassen, Leihmutterschaft, Sterbehilfe und Gender-Theorie seien nichts anderes als Bedrohungen der Menschenwürde.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte mit ihrer einstimmig verabschiedeten Erklärung nach den Correctiv-Recherchen zum Treffen von Rechten und Rechtsextremen in Potsdam und angesichts der riesigen Demos gegen Rechtsextremismus starke Worte genutzt: "Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar."

Das Bistum Trier hat daher mit dem Ausschluss von Christoph Schaufert aus dem Verwaltungsrat zumindest konsequent gehandelt, auch wenn Schaufert selbst sich nicht öffentlich angreifbar positioniert haben soll. Ob er die Entscheidung daher beim Bischof anficht, oder gar in Rom, ist ungewiss. Der Vatikan sieht sich jedenfalls als Vorkämpfer gegen liberalen Säkularismus, nicht zuletzt auch in ideologischer Allianz mit der Putin-nahen russisch-orthodoxen Kirche. Aus Rom hofft man daher bisher vergeblich auf klare Abgrenzungen gegen antiliberale Ideologie.


Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 18.04.2024 auf SR 2 KulturRadio.

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