Kunst und Lebensmittel - Zwei Ausstellungen in Luxemburg

Barbara Grech   19.10.2023 | 14:14 Uhr

In Luxemburg gibt es derzeit gleich zwei Ausstellungen rundum das Thema Essen: Die große Schau „All you can eat - der Mensch und seine Nahrung“ im Lëtzebuerg City Museum sowie die Ausstellung "Hors d'oeuvre" im Cercle Cité, die sich mit dem Thema Essen in der Kunst auseinandersetzt.

"All you can eat" ist der Titel einer neuen, umfassenden Ausstellung im Lëtzebuerg City Museum. Dort geht es in einer großen Schau um das Thema des Menschen und seiner Nahrung. Ein Thema nicht nur zum Genießen, sondern auch mit Konfliktpotenzial. Ergänzend dazu wird im Cercle Cité eine Ausstellung gezeigt, die sich mit Kunst und Essen befasst und den passenden Titel "Hors d'oeuvre" (Vorspeise) trägt.

"All you can eat – der Mensch und seine Nahrung"

"Essen ist für die meisten Leute ein banaler Akt geworden, dabei vergisst man, das es sehr viele Konsequenzen hat, wie wir uns ernähren, wie wir unser Essen produzieren", so der Kurator der Ausstellung, Mohamed Hamdi vom Lëtzebuerg City Museum.

Wie beeinflusst Essen unser Leben?

Die Idee dieser Ausstellung sei es zu schauen, wie dieser banale Akt unser Leben beeinflusst, historisch gesehen, wie er unsere Umwelt belastet und wie man das ändern kann. Wie man das ändern kann - und das ist eine ziemlich gruselige Zukunftsvision - sieht man am Ende der Ausstellung.

Anfänge von Ackerbau und Viehzucht

Doch zunächst geht es chronologisch-historisch zu den Anfängen von Ackerbau und Viehzucht. Als man noch mit dem Pflug den Ackerbestellte und mit Körperkraft und Sichel das Getreide erntete. Aus ganz Luxemburg wurden alte Landwirtschaftsgeräte zusammengetragen.

AYCE 2023 Algues (Foto: Pressefoto/Ville de Luxembourg - Tom Jungbluth)
AYCE 2023 Algues

Essen vom Fließband

Das täglich Brot, die gute Mahlzeit - unter fast allen Gesichtspunkten wird die Ernährung des Menschen in dieser Ausstellung beleuchtet. Ob auf der Suche nach den Quellen der Nahrung, neben dem Anbau von Obst und Gemüse auch Jagen und Fischen sowie Viehzucht und Schlachtung. Oder: die Entwicklung der Nahrungsmittelindustrie und das berühmt-berüchtigte Essen vom Fließband.

Konservierung von Lebensmitteln

Doch bevor es die mehr oder minder gesunden Fertiggerichte gab, die man einfach nur in die Mikrowelle stellt, war beispielsweise die Konservierung und Aufbewahrung von Lebensmitteln ein großes Thema. Allerlei Einkochgeräte zeugen davon und ein antiker Eisschrank aus Holz und man erfährt, dass bis in die 1960er-Jahre in Luxemburg gerade Mal 42 Prozent der Bevölkerung einen Kühlschrank hatten.

"All you can eat – der Mensch und seine Nahrung"
Audio [SR 2, Barbara Grech, 19.10.2023, Länge: 03:11 Min.]
"All you can eat – der Mensch und seine Nahrung"

"Typische Nationalküche gibt es nicht"

Eine Küche ohne Kühlschrank? Heute kaum vorstellbar. Apropos Luxemburg: Auch was die nationalen Spezialitäten der Luxemburger Küche angeht, nimmt diese Ausstellung kritisch unter die Lupe. "Eine typische Nationalküche gibt es eigentlich nicht", sagt Mohamed Hamdi und verweist auf die berühmte Riesling-Pastete.

Nahrung der Zukunft - globales Problem

Auch wenn wir heute Rezepte aus allen Ländern in unseren Küchen nachkochen, ist es ein globales Problem, wie die Nahrung der Zukunft aussehen wird. Davon bekommt man im letzten Raum einen furchterregenden Einblick: Salat wächst auf Rohren, die Wand hoch und ein roher Fleischpatty, wie bei einem Hamburger liegt in einer Labor-Schale. Alles andere als rosig und appetitanregend, inklusive Würmer und Maden im Reagenzglas. Na dann: Guten Appetit!

Die "All you can eat"-Ausstellung im Letzebuerg City Museum geht vom 6. Oktober bis zum 14. Juli.

Weitere Informationen gibt es hier.


"Hors d'oeuvre" im Cercle Cité

Riesige Pommes als Rauminstallation begrüßen einen in den Ausstellungsräumen des ehemaligen Ratskellers von Luxemburg-Stadt. Kreuz und quer liegen sie auf dem Boden und umrahmen eine Video-Installation von der niederländischen Künstlerin Bea de Visser. Essen wird zur Kunst.

Von Pommes bis Lindor-Kugeln

Ob eben die Pommes in Kartongröße oder fotorealistisch gemalte - Achtung Schleichwerbung - Lindor-Kugeln. Daneben Drops und Bonbons. Kurz um alles, was so herrlich ungesund ist. Lebensmittel waren im Übrigen schon immer ein beliebtes Sujet bei Künstlern. Nicht erst seit der Campells-Soupe-Dose von Andy Warhol.

"Hors d'oeuvre" - Kunst und Lebensmittel im Cercle Cité
Audio [SR 2, Barbara Grech, 19.10.2023, Länge: 03:02 Min.]
"Hors d'oeuvre" - Kunst und Lebensmittel im Cercle Cité

Eine Metapher für das Leben

Bereits die berühmten Stillleben der niederländischen Maler im 17. Jahrhundert zeigen üppige Obstplatten, rosigen Schinken oder schimmernde Austern. Freilich waren diese Gemälde nicht als schnöde Abbildung der Nahrungsmittel gedacht, sondern eine Metapher für das Leben.

Und so kann man schwelgen in Kaugummi-Fotografien, bunten Bonbons oder ein Haus aus Zucker bewundern. Alles essbar - und doch Kunst.

Die Ausstellung "Hors d'oeuvre" im Cercle Cité geht vom 20. Oktober bis zum 21. Januar.

Weitere Informationen gibt es hier.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 19.10.2023 auf SR 2 KulturRadio.

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja