Szenenbilder aus dem Theaterstück (a)soziales Leben (Foto: Sebastian Knöbber/HinterBühne)

(A)soziales Wohnen - Saarbrücker Theaterstück bricht Tabus

Maureen Welter, Onlinefassung: Saskia Bommer  

Das Theaterstück "(A)soziales Wohnen" des Projekts "HinterBühne" basiert auf dem Roman von Dirk Bernemann und spielt mit der menschlichen Neugierde, in die Wohnungen der Anderen zu blicken. Am Wochenende feierte das Stück Premiere im "LouisLouis" in Saarbrücken, angefangen mit einer Triggerwarnung.

Zu Beginn des Stücks "(A)soziales Wohnen" des Saarbrücker Projekts "HinterBühne" erhalten die Besucher einen Zettel mit einer Triggerwarnung, denn es geht unter anderem um Gewalt und sexuellen Missbrauch.

Ein hypochondrischer Staubsauger, eine neugierige Glühbirne und eine forsche Staubflocke verlassen ihre Abstellkammer und machen sich auf den Weg, ein Mehrfamilienhaus zu erkunden. Dabei sehen sie in erster Linie Alltägliches und Banales, aber eben auch die Abgründe des menschlichen Daseins.

"Wie wollen wir eigentlich Leben?"

Regisseurin Milena Mönch erklärt: "Wir haben uns gefragt: Wie wollen wir eigentlich Leben? Was bedeutet Gemeinschaft und was Isolation? Bei den Recherchen sind wir dann auf den Roman von Dirk Bernemann gestoßen." Im Buch erzählt der Autor die Geschichten der Bewohnerinnen und Bewohner.

(A)soziales Wohnen - Interview mit Regisseurin Milena Mönch
Audio [SR 2, Jochen Erdmenger, 25.07.2023, Länge: 06:10 Min.]
(A)soziales Wohnen - Interview mit Regisseurin Milena Mönch

Wahrnehmung dreier Alltagsgegenstände

Im Stück erfährt man diese durch die Wahrnehmung der drei Alltagsgegenstände aus der Abstellkammer. Sie blicken in das Leben einer dreifachen Mutter, die diese Rolle nicht mehr spielen will, oder in das von Sybille, die wieder begehrt werden möchte. Und sie lernen den Mann kennen, der ganz oben wohnt und seit Jahren niemandem mehr die Tür aufmacht.

Anonymität eines Mehrfamilienhaus

Die Schicksalsschläge der Menschen werden wie in einem Improtheater weitergesponnen. Die Härte der Themen erhalten so immer wieder einen Witz und eine Leichtigkeit, die die Geschichten erträglicher machen. Es geht um Mütter, die ihre Söhne sexuell missbrauchen, Väter, die ihre Kinder schlagen und um die Anonymität, in der all das in einem Mehrfamilienhaus möglich ist.

Video [aktueller bericht, 28.07.2023, Länge: 3:06 Min.]
Generalprobe für das Theaterstück „(A)soziales Wohnen“

Stück braucht kein großes Bühnenbild

Das Stück "(A)soziales Wohnen" öffnet Türen und bricht Tabus. Die Inszenierung braucht dafür kein großes Bühnenbild. Einfache Plastikfetzen auf dem Boden reichen aus, um die Zuschauenden in die unterschiedlichen Lebensrealitäten mitzunehmen.

Das Projekt "HinterBühne"

Ziel des Projekts "HinterBühne", ein Zusammenschluss von Regisseurin Milena Mönch und Dramaturgin Mirka Borchardt ist es, Theaterprojekte in der Großregion SaarLorLux zu realisieren. Die Realisierung der Stücke ist für die beiden immer mit der Frage verbunden, wie man Menschen ins Theater bringt, die normalerweise nicht dorthin gehen.


Theatertipp:

(A)SOZIALES WOHNEN ist ein unangepasster Theaterabend über abgefuckte Lebensentwürfe und ein Plädoyer für radikale Veränderung. Inszenierung nach dem Roman von Dirk Bernemann. Für die Bühne bearbeitet von Milena Mönch.

Im "LouisLouis"
Vorstadtstr. 37
66117 Saarbrücken

Szenenbilder aus dem Theaterstück (A)soziales Leben (Foto: Sebastian Knöbber/HinterBühne)
Szenenbilder aus dem Theaterstück (A)soziales Leben

Weitere Vorstellungen:
3. August, 4. August, 5. August

Weitere Infos zum Stück "(A)soziales Wohnen gibt es auf hinterbuehne.org.

Unter anderem ein Thema der Sendung "Der Morgen" am 31.07.2023 auf SR 2 KulturRadio.


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