Dr. Dagmar Pruin,Geschäftsführerin von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (Foto: Pressefoto)

"Ich wünsche uns allen mehr Zivilcourage"

Dr. Dagmar Pruin im Gespräch

  27.04.2018 | 16:27 Uhr

Seit 60 Jahren nun gibt es den gemeinnützigen Verein "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" (ASF). 180 Langzeitfreiwillige setzen sich hier dafür ein, dass der Nationalsozialismus und seine Verbrechen nicht in Vergessenheit gerät. Dr. Dagmar Pruin, ASF-Geschäftführerin, fordert dahingehend Investitionen in Bildung sowie mehr Engagement von Zivilgesellschaft und staatlichen Akteuren. Ursula Thilmany-Johannsen hat sich mit ihr über die Erinnerungsarbeit unterhalten.

Das internationale Freiwilligenprogramm der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, so ASF-Geschäftsführerin Dagmar Pruin, findet bei deutschen Jugendlichen große Resonanz. „Von 180 Langzeitfreiwilligen stammen 140 aus Deutschland jedes Jahr“. Nach wie vor sei es die die Aufgabe der Aktion Sühnezeichen „soviele Begegnungen mit Zeitzeugen des Holocaust wie möglich“  zu organisieren. „ Denn sie sind noch da. Noch sind sie unter uns.“ Viele seien zwar schon gestorben. „Es gibt immer noch genug Menschen, denen man begegnen kann.“

Den aktuellen Antisemitismus, so Pruin, nehme sie mit „tätigem Erschrecken“ zur Kenntnis.

Es zeigt uns allen, was zu tun ist, nämlich diesen Antisemitismus zu bekämpfen.

Jeder einzelne könne Zivilcourage zeigen:

Wenn jemand angegriffen wird, wenn ich feststelle, dass in der Klasse meiner Kinder ein Mitschüler gemobbt wird aufgrund seines jüdischen Hintergrund, dann kann ich aktiv werden.

Auch in den Schulen könne mehr gegen Antisemitismus getan werden. Hier müsse man viel Geld in die Hand nehmen auch für die Ausbildung der Lehrer. „ Es ist nichts, was man nur gesagt bekommt und dann direkt umsetzen kann.“ Es sei Aufgabe der Zivilgesellschaft, zu schauen, wo Projekte gemacht werden können, die dem begegnen, was da gefragt ist. Es könne nicht zuviel Geld investiert werden. Denn dazu „sind wir an einem zu kritischen Punkt, als dass wir da die Hände in den Schoß legen könnten.“, so Pruin.

Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Religion und Welt" vom 28.04.2018 auf SR 2 KulturRadio berichtet.

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