Bild-Chefredakteur Julian Reichelt (Foto: dpa)

Missbrauchsvorwürfe gegen Bild-Chefredakteur Reichelt

Ein Interview mit dem Medienjournalisten Michael Meyer

Interview: Jochen Erdmenger   17.03.2021 | 09:46 Uhr

Es ist eine Geschichte, über die sich die Bild-Zeitung wahrscheinlich sehr freuen würde, wenn wenn es nicht um sie selbst ginge. Dem Chefredakteur Julian Reichelt werden Machtmissbrauch, sexuelle Nötigung und Mobbing vorgeworfen. Nun läuft ein Compliance-Verfahren gegen ihn. SR-Moderator Jochen Erdmenger hat mit dem Medienjournalisten über die Tragweite dieses Falls gesprochen.

Medienjournalist Michael Meyer meint, die Vorwürfe hätten in der Branche niemanden überrascht. Es sei bereits seit Jahren bekannt, dass in der Redaktion der Bild-Zeitung ein rauer Ton herrsche und der Posten des Chefredakteurs dort eine besonders machtvolle Position sei. Die von elf Frauen erhobenen Vorwürfe werden nun von externen Experten geprüft. Bei einer Verhärtung der Vorwürfe wird der Fall laut Meyer mit großer Wahrscheinlichkeit an die Staatsanwaltschaft übergegeben.

Was die scharfe Berichterstattung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel angeht, vermutet Michael Meyer dahinter eine insgeheime Erleichterung über die Tatsache, dass der Fall diesmal die Konkurrenz betrifft und nicht - wie etwa im Skandalfall Relotius - die eigenen Reihen. Ob Reichelt seine Stellung beibehalten kann, ist laut jedoch Meyer fraglich. Der Chefredakteur war bereits in den vergangenen Monaten wegen der Corona-Berichterstattung der Bild-Zeitung heftig in Kritik geraten. Die Vorwürfe hätten seine Position nun weiter geschwächt.

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 17.03.2021 auf SR 2 KulturRadio.

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