Wer darf bauen? Vergabepraktiken bei Bauland auf dem Prüfstand
Schaffe, schaffe, Häusle baue - so geht's bei den Schwaben. Bei uns heißt es eher: Schaffe, schaffe, und dann erst mal einen Bauplatz finden! Wie werden Bauplätze im Saarland vergeben?
In St. Ingbert regelt sich der Markt selbst
Die Stadt St. Ingbert setzt bei der Bauplatzvergabe auf ein Bieterverfahren. Es wird ein Mindestgebot angesetzt, und dann können Interessenten anonym mitbieten, sagt Waltraut Guth von der Bauabteilung in St. Ingbert. Der Stadtrat kann den Höchstbietenden dann zwar ablehnen, muss das aber begründen.
Wirtschaftswissenschaftler Dirk Löhr sieht diese ,,Der Markt regelt sich von selbst''-Methode kritisch. Der Professor für Ökologische Ökonomik an der Hochschule Trier warnt davor, dass durch diese Vergabemethode finanziell schlechter gestellte Menschen benachteiligt werden. Die, die am meisten im Geldbeutel haben, würden so weiterhin unter sich bleiben und andere aus dem Markt verdrängen und ausgrenzen: "Das ist sozialer Sprengstoff", so Prof. Löhr.
Soziales Vergabeverfahren überwiegt
Mit dieser Vergabemethode ist St. Ingbert aber die Ausnahme. Die meisten Städte und Gemeinden im Saarland haben ein soziales Vergabeverfahren. Wadern zum Beispiel. Bevor man dort einen Bauplatz bekommt, muss zuerst ein Fragenkatalog durchgearbeitet werden. So wird beispielsweise gefragt, ob die Person schon Bauland oder Wohneigentum hat, ob sie aus der Region kommt u.ä., so Bürgermeister Jochen Kuttler. Für jede Antwort gibt es Punkte.
Punktesystem nur als Entscheidungshilfe
Allerdings sagt Kuttler auch, dass dieses Vergabeverfahren nicht sehr objektiv sei, da bei mehreren Bewerbern das Punktesystem auch als Entscheidungshilfe diene. Dem stimmt auch Prof. Löhr zu. Er findet, die Bauplatzvergabe dürfte nicht nur Sache der Städte und Gemeinden sein. Seiner Meinung nach bräuchte man eine Stärkung der regionalen Ebene, wie es sie in anderen Ländern gibt.
Auch Thema auf SR 1 am 21.10.2020 in der Sendung 'Dein Vormittag im Saarland'.