Schlafendes Kind (Foto: pixabay / Pezibear)

Die Welt der Träume

  01.02.2024 | 14:49 Uhr

Die Ursachen des Träumens ist nach wie vor ungeklärt. Trotzdem besteht aber ein großes Interesse an der Traumdeutung. Jeder Mensch träumt anders und doch teilen wir oft ähnliche Traum-Erfahrungen oder Gefühle, wie beispielsweise das Schweben oder Fallen. Wie ist das möglich? Und warum können wir uns oft an Träume nicht mehr erinnern?

Kein schlechtes Zeichen

Das Fehlen der Erinnerung an Träume ist kein Grund zur Besorgnis, sondern vielmehr ein positives Zeichen. Personen, die sich nur selten oder scheinbar überhaupt nicht an ihre Träume erinnern können, sollten sich keine Gedanken machen. Obwohl dies die Traumdeutung erschweren kann, deutet es grundsätzlich auf eine gute Schlafqualität hin. Es hat sich gezeigt, dass die Erinnerung an Träume ein Anzeichen für unruhigen Schlaf sein kann. Menschen, die von inneren Konflikten geplagt sind, neigen dazu, schlechter zu schlafen und sich daher eher an ihre Träume zu erinnern. Diesen Standpunkt vertritt zumindest Traumforscher Michael Schredl, Leiter des Schlaflabors des Mannheimer Zentralinstituts für seelische Gesundheit.

Was unsere Träume bedeuten
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Was unsere Träume bedeuten

Welche Funktion hat das Träumen?

Laut dem Traumforscher Prof. Michael Schredl gibt es hier verschiedene Hypothesen: Evolutionsbiologische Theorien sehen im Träumen eine mögliche Überlebens-Strategie. Durch das Üben von Angstsituationen im Traum kann der Mensch besser darauf vorbereitet sein, in der Realität angemessen zu reagieren. Eine erhöhte Überlebenschance könnte beispielsweise durch das schnelle Weglaufen bei Gefahr entstehen.

Moderne Psychologen neigen dazu zu glauben, dass Träume eine Rolle beim Problemlösen spielen. Im Traum werden alte Informationen mit neuen kombiniert, was zu kreativen Lösungen führen kann. Diese Perspektive deutet darauf hin, dass Träume dazu dienen, kognitive Prozesse zu fördern und innovative Denkansätze zu generieren.

Haben Träume einen Symbolcharakter?

Generell ließen sich im Traum Grundmuster erkennen, erklärt Schredl. Am Beispiel des Falltraumes, den bekanntlich viele Menschen haben, lasse sich ein Hilflosigkeitsgefühl erkennen. Menschen, die von verpassten Flügen oder Bahnen träumten, würden sich im Traum mit der Frage auseinandersetzen, ob sie wirklich alles erledigt bekämen.

Jedoch seien Träume nicht hundertprozentig übersetzbar. So träumten Menschen, die einen Hund besitzen, beispielsweise öfter von Hunden, als Menschen ohne Hund. Deshalb komme es immer auf den Kontext der Träume an, sagt Schredl. Gefühle und Ereignisse im Traum sind also wichtiger als das reine Symbol.

Aber was bedeuten Träume dann?

Träume seien oft eine kreative Verarbeitung des Erlebten, sagt Schredl. So enthielten unter anderem Alpträume auch immer wieder die Absicht, einen Ausweg oder Hilfe zu finden. Interessant sei jedoch, dass nicht jeder Mensch Alpträume haben könne. Diese entstünden nämlich aus einer Mischung aus Veranlagung und Stressfaktoren. Vor allem kreative und sensible Personen seien von ihnen betroffen.

Aber auch Alpträume haben eine Funktion. Sie sind wie ein Schmerzsignal des Körpers. Sie sind nämlich nur deshalb unangenehm, weil sie die Träumenden darauf hinweisen sollen, dass Stress und Sorgen existieren, mit denen man sich auseinandersetzen sollte. Verdrängen sei keine Lösung, sagt Schredl. Und Kinder seien öfter von Alpträumen betroffen, weil sie noch nicht gelernt hätten, die Ängste und Sorgen selbst zu regulieren.

Unterscheiden sich Träume von Kindern und Erwachsenen?

Es gibt einige Unterschiede im Traumverhalten zwischen Kindern und Erwachsenen. Kinder träumen nicht zwangsläufig häufiger als Erwachsene, aber es wurde festgestellt, dass sie tendenziell mehr Albträume haben. Der Grund dafür könnte laut Prof. Michael Schredl darin liegen, dass Kinder im Laufe ihrer Entwicklung lernen müssen, mit Ängsten umzugehen. Dieser Lernprozess beinhaltet die Frage, wie man mit Angst umgeht und konfrontiert. Die Konfrontation mit den Ängsten ist dabei ein wichtiger Aspekt, da Vermeidung dazu neigen kann, die Angst zu vergrößern.

Können Träume beeinflusst werden?

In der Regel ist es schwierig, Träume direkt zu beeinflussen, da sie oft von den Themen geprägt sind, die uns tagsüber beschäftigen. Hierbei geht es nicht nur um die Sicherung von Gedächtnisinhalten, wie zum Beispiel dem Lernen von Vokabeln, sondern vielmehr um die emotional bedeutenden Erlebnisse des Tages. Der Versuch, sich vor dem Schlafengehen vorzunehmen, von etwas Angenehmem zu träumen, zeigt oft nur begrenzten Erfolg. Wenn der Tag stressig war, neigen auch die Träume in der Regel dazu, stressig zu sein.

Wenn den Menschen jedoch ein Klartraum gelinge, so Schredl, könne man darin auch Spaß haben. So habe er selbst einige Menschen im Bekanntenkreis, die während des Träumens versuchen, ihre Fähigkeiten zu verbessern.

Warum werden Träume vergessen?

Das Vergessen von Träumen scheint für unser geistiges Wohlbefinden von Bedeutung zu sein. Wenn wir uns an Träume genauso gut erinnern könnten wie an Wacherlebnisse, würde dies vermutlich zu einem regelrechten Chaos in unserem Denkprozess führen. Die Ursache für das Vergessen liegt wahrscheinlich darin, dass unser Gehirn während des Schlafes anders arbeitet als im Wachzustand. Beim Übergang vom Schlaf- zum Wachmodus gehen Informationen, die im Schlafmodus verarbeitet wurden, oft verloren – es sei denn, man konzentriert sich gezielt auf das Erinnern der Träume.


Auch Thema am 01.02.2024 in der Sendung "SR 1 - Deine Eins"

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