Thomas Hayo  (Foto: picture alliance/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Stadt, die niemals schläft, im "Vollkoma"

Thomas Hayo über das Leben in New York in Corona-Zeiten

  03.04.2020 | 16:10 Uhr

Thomas Hayo ist vor allem bekannt als Juror bei "Germanys Next Topmodel". Durch seine Tätigkeit als Creative Director in der Modebranche ist er in der ganzen Welt unterwegs. Mittlerweile lebt er in New York, doch ursprünglich kommt er aus dem Saarland: aus Bexbach. Wir haben mit ihm über den Alltag in seiner Wahlheimat in Zeiten von Corona gesprochen

Schon seit über 25 Jahren lebt Thomas Hayo in New York. Normalerweise würde man ihn darum beneiden: Die Großstadt ist bekannt für ein buntes Miteinander verschiedenster Kulturen und die Energie, die durch diesen Trubel entsteht. Doch die Stadt, die niemals schläft, liegt jetzt im "Vollkoma", sagt Thomas Hayo. Sie fühlt sich an wie eine Geisterstadt, denn genau das, was die Stadt ausmacht, ist derzeit lahmgelegt.

Momentan ist New York einer der schwierigsten Plätze, an denen man sich aufhalten kann. Durch die hohe Bevölkerungsdichte, die vielen Menschen, die aus aller Welt zusammentreffen, und das hohe Maß an Kommunikation und Interaktion ist die Stadt ein Brennpunkt der Corona-Krise.

Thomas Hayo sieht sich in diesen Zeiten in einer "privilegierten" Position: Er wohnt sehr großräumig und kann vernünftig mit den Einschränkungen umgehen. Für viele New Yorker sieht das aber ganz anders aus: Oftmals wohnen Menschen auf engstem Raum, haben große Angst vor einer Corona-Infektion und vor allem vor einer Existenzkrise.

Die ganze Stadt ist dicht, und viele Personen haben keinen Job mehr. Es gibt keinen gesetzlichen Arbeitnehmerschutz: Angestellte können einfach innerhalb von 14 Tagen gekündigt werden, erklärt Hayo. Und besonders schlimm daran ist: In den meisten Fällen ist die Krankenversicherung an den Arbeitsplatz gebunden. Somit steigt die Angst, unversichert krank zu werden oder auch kein Einkommen mehr zu haben, um die Lebenshaltungskosten zu decken. New York, beziehungsweise ganz Amerika, ist, so Thomas Hayo, nicht auf eine solche Ausnahmesituation vorbereitet wie beispielsweise Deutschland.

Seine Hoffnung und seine positive Sicht schöpft Hayo aus der Solidarität der Menschen: Trotz sozialer Isolation versuche man, sich gegenseitig zu helfen und seinen Teil dazu beizutragen, dass es allen den Umständen entsprechend gut geht. Hayos Lieblingsmoment: Um sieben Uhr abends gehen alle ans Fenster, beklatschen die Ärzte, Krankenschwestern und andere 'Helden' der medizinischen Versorgung und klappern sogar mit Geschirr und Töpfen.

Auch zu seinen saarländischen Wurzeln steht Hayo in engem Kontakt. In Bexbach habe er eine tolle Kindheit verbracht. Dort sei er auch oft zu Besuch. Momentan telefoniere er jeden Tag mit seiner Mutter, die immer noch im Saarland lebt.

Sein Appell an alle - auch die jungen Leute : Jetzt verantwortungsbewusst agieren, denn Corona kann jeden treffen.


Auch Thema auf SR 1 am 03.04.2020 in der Sendung 'Hallo Saarland'.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja