Tempo 30 Zone (Foto: dpa)

Die Tempo-30-Stadt

Marvin Brandt   17.10.2019 | 09:55 Uhr

Verkehrsunfälle aufgrund überhöhter Geschwindigkeit sind in vielen Städten Deutschlands ein Problem. Im vergangenen September erregte die Stadt Haiger in Hessen deutschlandweite Aufmerksamkeit durch die Einführung einer fast flächendeckenden Tempo-30-Zone.

Innovation in Sachen Verkehrssicherheit

Im hessischen Lahn-Dill-Kreis liegt das beschauliche Haiger. Mit seinen knapp 20.000 Einwohnern ist es vergleichbar mit dem saarländischen Püttlingen. Wie viele andere Städte hat auch Haiger mit der Verkehrsproblematik zu kämpfen. Um dem entgegenzutreten hat Bürgermeister Mario Schramm sich etwas einfallen lassen.

Schon zu seinem Amtsantritt im Jahr 2014 gab es unzählige Anträge für die Begrenzung auf Tempo 30 in vielen Straßen der Stadt. Viele Bürger haben sich über den Verkehrslärm und die Raser beklagt. Die Lösung, die in Deutschland bisher einzigartig ist: Statt in den verschiedenen Straßen das Tempolimit auf 30 herabzusetzen, wurde fast das gesamte Stadtgebiet zur 30er Zone umgewandelt. Seit September liegen nun rund 220 der 250 innerstädtischen Straßenkilometer in der neu geschaffenen Zone. Ausgenommen sind nur Landes-, Bundes-,Kreis und Durchgangsstraßen für Umleitungen dienen können. Auf denen herrscht weiterhin Tempo 50.

Zuvor war das Stadtgebiet von Haiger kein typischer Ort für Unfälle. Vielmehr soll die Maßnahme vorbeugenden Charakter haben und die Sicherheit generell erhöhen. Dafür hängen nun auch 190 neue Tempo-30 Schilder in der Stadt, für die rund 600 alte Schilder abmontiert wurden. Dieser verkleinerte Schilderwald kommt somit den Autofahrern entgegen, da nur noch Schilder für den Beginn und das Ende der 30er Zone benötigt werden.

Ist langsamer auch besser?

Für Verkehrsexperte Professor Michael Schreckenberg von der Uni Dusiburg-Essen hat Tempo 30 jedoch nicht nur Vorteile. Untersuchungen zeigen, dass das Fahren mit Tempo 30 eine höhere Umweltbelastung durch Schadstoffe verursacht, in dem die Fahrzeuge in niedrigen Gängen hochtourig fahren und somit auch eine höhere Lärmbelästigung entsteht. Ebenso versuchen sich die Menschen bei längeren Abschnitten eher abzulenken, was die Unfallgefahr wiederum erhöht.


Auch Thema auf SR1 am 17.10.2019 in der Sendung 'Balser & Mark. Dein Morgen'.

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