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Warum fällt das Fasten so schwer?

  22.02.2023 | 20:33 Uhr

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Das bedeutet: 40 Tage Verzicht üben! Worauf genau man verzichten will, bleibt jedem selbst überlassen. Aber warum fällt das Durchhhalten so schwer?

Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit (Sonntage zählen dabei nicht mit). Ursprünglich mit dem christlichen Hintergrund als Vorbereitung auf das Osterfest, wird in diesem Zeitraum auf bestimmte Lebens- und Genussmittel verzichtet. Mittlerweile wird aber nicht nur auf Fleisch, Alkohol und Süßigkeiten verzichtet. Autofasten, Fernseh-, Computer- oder Handyfasten sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten, für eine gewisse Zeit etwas sein zu lassen.

Neben dem religiösen Hintergrund ist für viele auch die Gesundheit ein Faktor und die Fastenzeit ein willkommener Zeitraum. Weniger Zucker, weniger Fett, weniger tierische Produkte, kein Alkohol - all das tut der Gesundheit gut und sorgt für ein besseres Wohlbefinden. (Bier galt übrigens als Nahrungsmittel, so dass in den Klöstern Starkbier, auch Fastenbier genannt, gebraut wurde.)

Warum ist Verzicht so schwer?

Auch wenn der Wille da ist, fällt es vielen sehr schwer durchzuhalten. Für die Psychologin Dorothee Asmus-Tim sei der Mensch ja am Lustprinzip orientiert. Und somit sei ein Verzicht auf etwas vermeintlich Schönes nicht angenehm. Der Belohnungsaufschub falle daher sehr schwer. Viele Studien dazu hätten dies am Beispiel von kleinen Kindern festgemacht: Entweder sie erhalten sofort eine Süßigkeit oder sie bekommen zwei, die aber erst später. Die meisten Kinder bis zu einem bestimmten Alter würden sich immer für sofort entscheiden.

Warum fasten wir trotzdem?

Vielleicht, weil man selbst erkannt habe, dass etwas zu stark eingerissen sei, zum Beispiel zu viele zuckerhaltige Lebensmittel oder zu viel Alkohol oder auch zu viel Bewegung in der digitalen und medialen Welt. Um hier herauszukommen, sei es dann einfacher, komplett darauf zu verzichten als es nur einzuschränken, sagt die Psychologin. Am Ende der Fastenzeit sei die ‚Belohnung‘ vielleicht besser und man könne noch achtsamer und mehr genießen.  

Ist Verzicht etwas Gutes oder eine unnötige Selbstgeißelung?

Wenn es wirklich freiwilliger Verzicht sei, sei es auch tatsächlich etwas Schönes, meint Asmus-Tim. Halte man durch, bekomme man eine gewisse Klarheit im Geiste und spüre einfach, wie die Disziplin aktiviert werde. Man beweise sich somit selbst, wie stark und willensstark man sei, wenn man das Fasten durchziehe, um sich selbst zu zeigen, dass man auf etwas verzichten könne, wenn man wolle.

Fazit: Es ist einfach ein gutes Gefühl, durchgehalten zu haben.


Auch Thema am 22.02.2023 in der Sendung "SR1 - Deine Eins!"

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