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IHK Saarland: Nach dem Corona-Lockdown geht es langsam bergauf

  30.07.2020 | 19:24 Uhr

Geschäfte durften nicht öffnen, die Autobauer haben ihre Produktionsbänder gestoppt, der Tourismus brach komplett ein: Der Corona-Lockdown hat sich massiv auf die Wirtschaft ausgewirkt. Die Wirtschaft in Deutschland ist im 2. Quartal dieses Jahres - als von April bis Juni - um mehr als 10 Prozent eingebrochen. Wie dramatisch ist die Lage, auch im Saarland? Darüber hat SR 1 Moderatorin Kerstin Gallmeyer mit dem Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland, Heino Klingen, gesprochen.


Kerstin Gallmeyer, SR 1: Die Rede ist von einem historischen Einbruch der deutschen Wirtschaft. Das klingt ziemlich dramatisch. Speziell im Saarland haben wir so viele Arbeitslose wie seit zehn Jahren nicht. Wie schätzen Sie die Lage bei uns aktuell ein?

Heino Klingen: Die aktuelle Situation ist schon deutlich besser als es die Zahlen für das zweite Quartal hergeben – das ist ja sozusagen ein Blick im Rückspiegel. Wir hatten in der Tat in den Zeiten des Shutdowns, also insbesondere März, April, Mai, die fünf, sechs Wochen als viele Läden geschlossen hatten, einen Stillstand in weiten Teilen der Wirtschaft. Mittlerweile sind wir aus dieser Situation aber schon wieder ein gutes Stück herausgekommen, allerdings noch nicht da, wo wir waren, als die Krise begann.

SR 1: Jetzt sind wir ja im Saarland durch die Stahl- und Auto-Zulieferindustrie auch besonders abhängig vom Export. Wird uns das denn noch einmal mehr zum Verhängnis werden als zum Beispiel anderswo in Deutschland?

Klingen: Wir haben eine starke Exportindustrie, wir haben gute Produkte und wir sind eigentlich auf den Weltmärkten sehr gut unterwegs. Allerdings machen uns die zunehmenden Handelsrestriktionen überall in der Welt zu schaffen. Hinzu kommt die weltweite Konjunkturschwäche: Derzeit sieht es leider so aus, dass mit Impulsen vom Export nicht zu rechnen ist, zumindest nicht auf absehbare Zeit.

SR 1: Was heißt das fürs Saarland?

Klingen: Das heißt natürlich, dass wir beim Wachstum in diesem Jahr auch einen deutlichen Einbruch erleben werden. Sie hatten ja gerade im Bund die Zahlen fürs zweite Quartal geschätzt; fürs Saarland gibt es solche Zahlen nicht, wir haben das aber mal hochgerechnet und abgeschätzt: Übers ganze Jahr gerechnet könnte die saarländische Wirtschaftsleistung um 15 Prozent einbrechen.

SR 1: Sie rechnen ja auch mit einer steigenden Zahl an Insolvenzen ab dem Herbst hier bei uns im Saarland. Wie ließe sich das denn noch verhindern?

Klingen: Hier wäre es sinnvoll, weil ja hauptsächlich kleine Unternehmen betroffen sind, dass man diesen Unternehmen entsprechende Beratungsangebote macht, um sie davor zu schützen, voreilig in die Insolvenz zu gehen. Wir hatten so ein Instrument schon mit den sogenannten „Runden Tischen – Insolvenz" mal über 10 Jahre gehabt. Das ist aber vor einigen Jahren eingestellt worden. Hier sollte man daran denken, eine Reaktivierung vorzunehmen, um gerade diesen Unternehmen zu helfen.

SR 1: Jetzt geht es nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aber mit der Wirtschaft schon wieder bergauf. Aber ist das denn sicher oder könnten uns eine zweite Corona-Welle und neue Beschränkungen noch einen Strich durch die Rechnung machen?

Klingen: Das ist in der Tat eine Gefahr. Das beste Konjunkturprogramm, das wir gegenwärtig auflegen könnten, wäre, dass sich ALLE an die Hygieneregeln, an die Abstandsvorschriften halten, um eine solche Welle zu vermeiden. Geschieht dies nicht, ist damit zu rechnen, dass zumindest punktuell, räumlich begrenzt, es auch wieder zu Shutdowns kommt, und das würde dann noch mal einen weiteren Nackenschlag für die Wirtschaft bedeuten.

Weitere Informationen


Auch Thema auf SR 1 am 30.07.2020 in der Sendung 'Stand der Dinge'.

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