Manfred Spitzer (Foto: Markus Kölle / Droemer Knaur Verlag)

Risiken und Nebenwirkungen der digitalen Welt

  17.03.2017 | 14:26 Uhr

Was bedeutet das Smartphone und die Computer-Nutzung für unsere Kinder? Welche Risiken und Nebenwirkungen hat die Smartphone-Nutzung? Und welche Auswirkungen hat sie auf die Bildung? Prof. Dr. Manfred Spitzer hat seine Erkenntnisse in einem Buch festgehalten.

Buchtipp

Prof. Dr. Manfred Spitzer
DIGITALE DEMENZ
Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen
Droemer TB
12,99 Euro

Prof. Dr. Manfred Spitzer ist Psychiater. In seinem Buch "Digitale Demenz - Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen" geht es darum, wie sehr die schöne, neue Welt der digitalen Medien uns verändert, vor allem wie sehr Kinder davon beeinflusst werden und was zum Beispiel die Smartphone-Nutzung für unser Gehirn und unsere Bildung bedeutet.

Die Wirkung der Smartphone-Nutzung auf Kinder

Smartphones haben Wirkungen, vor allem haben sie Riskien und Nebenwirkungen. Die fangen bei Aufmerksamkeitsstörungen und Ängsten an und gehen über Depressionen, hohen Blutdruck, Haltungsschäden, Dickleibigkeit bis hin zur Demenz. Was den Effekt für das Lernen betrifft, so zeigen eine Reihe von Studien immer wieder, dass die schulischen Leistungen von Kindern schlechter und nicht besser werden, wenn man an Schulen Computer einführt.

Die Gründe

Der Grund liegt ganz einfach in der Ablenkung. Eine neue amerikanische Studie zeigt, dass ein Schüler etwa 30 Prozent der Zeit in der Schule am Computer in Facebook, mit SMS-Schreiben und allen möglichen anderen Dingen während des Unterrichts verbringt. Auch die Zeit, die man am Computer nicht vertrödelt, sondern sinnvoll für den Unterricht einsetzt, macht das Lernen nicht besser. Denn wenn man herumklickt, denkt man weniger. Und genau um das Nachdenken geht es. Das Nachdenken eines Schülers im Unterricht klappt am besten, wenn der Lehrer die ganze Klasse fragt und alle mitdenken. Es ist nachgewiesen, dass man dann am meisten lernt.

Wieso wird die Demenz gefördert?

Ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz ist der Grad an Bildung eines Menschen. Je gebildeter eine Person ist, desto später bekommt sie Demenz. Wer sehr gebildet ist, bekommt die Krankheit vielleicht gar nicht. Hier besteht ein ganz klarer Zusammenhang. Größter Risikofaktor für Demenz ist es also, ungebildet zu sein.

Studie aus Großbritannien

In London wurde in einer groß angelegten Studie zu Smartphones an 90 Schulen untersucht, was passiert, wenn man das Mobiltelefon an der Schule verbietet. Von über 130.000 Schülern wurden die Schulnoten vor, während und nach der Studie besorgt. Das Ergebnis zeigte: Schon ein Jahr nach dem Verbot wurden die Schüler deutlich und in den folgenden Jahren immer besser. Vor allem verbesserten sich die schwachen Schüler.

Wenn das Kind ein Smartphone möchte

Wenn das Kind noch kein Smartphone besitzt, ist es ratsam, ihm auch keines zu geben. Das Smartphone ist der größte Tummelplatz für Kriminelle, es ist der größte Tatort weltweit und auch der größte Rotlichtbezirk. Kindern soll dazu kein unbegrenzter Zugang verschafft werden.

Fazit: Jede Stunde ohne Smartphone, jeder Tag ohne Smartphone ist ein guter Tag für das sich entwickelnde Gehirn.

Seine Erkenntnisse hat Prof. Spitzer am 16. März 2017 auch im Rahmen eines Vortrages in der Illinger Illipse dargelegt.


Über das Thema hat SR 1 in der Sendung "Dein Vormittag im Saarland" am 15.3.17 berichtet.

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