Kamrad im SR 1-Interview
Im Gespräch mit SR 1 gibt Sänger Kamrad unter anderem spannende und private Einblicke in seine Musikkarriere und seine Songwriting-Prozesse. Zudem erzählt er, warum es ein ganz besonderer Moment für ihn ist, den eigenen Song im Autoradio zu hören.
Neue Single 'Be Mine'
In der neuen Single 'Be Mine' geht es um den Moment, in dem man merkt, dass aus einem Flirt doch etwas Größeres wird. Kamrad selbst habe einen solchen Moment vor etwa elf Jahren selbst erlebt, verrät er im SR 1-Interview. Denn seitdem ist der Künstler in einer Beziehung.
Auch wenn es in seinem Freundeskreis schon öfter vorgekommen sei, dass einige in genau diesem Moment entweder lieber nichts sagen oder weglaufen, rät Kamrad dazu: "Sprecht es an, traut euch!"
Aufregung vor der Veröffentlichung
Obwohl Kamrad schon einige Songs veröffentlicht hat, ist es immer wieder aufregend für ihn: "Es ist immer noch ein verrücktes Gefühl, das überhaupt machen zu dürfen und immer noch eine große Aufregung." Für ihn bedeute einen Titel zu veröffentlichen, ihn sozusagen aus der Hand zu geben: "Es ist dann nicht mehr mein eigener Song, den ich allein im Auto höre, sondern dann können das alle selber hören." Trotz allem freue sich der Künstler darauf, wenn ein neuer Song das Licht der Welt erblickt.
In der Vergangenheit war Kamrad auch als Songwriter für andere Künstlerinnen und Künstler aktiv. Zwar konzentriert sich der 28-Jährige momentan auf seine eigene Karriere, aber ab und zu könne es durchaus passieren, dass beim Schreiben auch mal etwas dabei ist, dass gar nicht so gut zu seinem eigenen Stil passt: "Am Ende ist es schon wichtig, dass der Künstler und der Song zusammenpassen und es gibt manchmal andere Künstler und Künstlerinnen, die so einem Song noch mal einen ganz anderen Anstrich verpassen." In solchen Fällen würde er dann auch mal ein Song an diese weitergeleiten.
Eigene Song im Radio
Wenn Kamrad das erste Mal einen neuen Song von sich im Radio hört – und zwar nicht über sein Handy, sondern wirklich im laufenden Radioprogramm – ist das für ihn immer wieder ein besonderer Moment. "Das ist crazy", sagt er lachend. Natürlich habe er seine Songs schon unzählige Male im Auto zur Abnahme gehört, doch wenn der Song dann plötzlich aus dem Autoradio kommt und das nicht von der eigenen Playlist, ist es für ihn ein Wahnsinnsgefühl zu wissen: "Du fährst durch die Stadt und in vielleicht fünf anderen Autos läuft zur selben Zeit genau dein Lied."
ESC-Song selbst produzieren
Ein Traumprojekt hätte Kamrad auch: einen Song für den 'Eurovision Song Contest' zu schreiben. Doch dabei stellt er auch klar, dass selbst dort auftreten nichts für ihn wäre. Aber das Komponieren für so eine große Bühne reizt ihn: "Du schreibst nicht für dich als Künstler, sondern du schreibst ein Song für eine Riesen-TV-Show, wo Leute anrufen und voten müssen. Das heißt: Es muss was Auffälliges, was Einzigartiges sein. Da hätte ich mal Bock drauf. Ich habe Riesenrespekt davor, weil ich glaube, das ist sehr schwer. Aber das fände ich spannend und ich glaube, das ist auch ein geiles Gefühl ist, seinen Song da zu hören."
Traum von Kollaborationen
Auch musikalisch hat Kamrad noch viele Wünsche offen: Ein Songwriting mit Ed Sheeran wäre für ihn etwas Besonderes, vor allem wegen dessen Erfahrung und Talent. Für ein Feature fände er aber besonders jemanden mit einer ganz anderen Stimmfarbe interessant – Dua Lipa zum Beispiel. Aber auch elektronische Acts wie das Berliner Kollektiv 'Keinemusik', das international mit Afrohouse und Techno erfolgreich ist, findet er interessant. "So was find ich spannend, wenn man dann auch mal aus seiner eigenen Komfortzone rausgehen kann".
Kein klassisches Album
Trotz seiner Radioerfolge hat Kamrad kein klassisches Radioalbum veröffentlicht – und das ist kein Zufall. Stattdessen denkt er in Kapiteln. Die erste Phase seiner Karriere bestand aus zwei EPs, das aktuelle Projekt 'Be Mine' markiert den Start des zweiten Kapitels. "Eine EP gibt mir immer die Chance, ein bisschen aktueller dran zu sein mit meinen Songs", erklärt er.
Große Bühnen, kleine Shows
Der Sommer wird für Kamrad musikalisch abwechslungsreich: Große Festivals mit zehntausenden Besuchern wechseln sich ab mit kleinen, exklusiven Shows. "Ein Konzert von 500 Leuten ist anders als eins vor 20.000 Leuten, aber es muss nicht schlechter sein, sondern es kann sogar auch geiler sein, weil du noch mal ein bisschen näher dran bist an den Menschen".
Seine Zeit bei 'The Voice of Germany'
Seine Zeit bei 'The Voice of Germany' hat ihn persönlich verändert, erzählt Kamrad. Als Coach bekam er die Gelegenheit, nicht nur auf sich selbst, sondern andere ins Zentrum zu stellen. "Es hat auch gutgetan, mal andere Leute in den Fokus zu packen. Ich glaube, das ist bei Fußballern auch manchmal so, wenn sie dann Trainer werden. Dann siehst du noch mal ganz anders auf gewisse Sachen und dich in den Spielern wieder. Und genauso ist es halt bei den Talenten: Man erkennt sich irgendwie wieder, erkennt Probleme, Ängste und auch gleichzeitig Träume und man kann ein bisschen was zurückgeben".
Aus dieser Erfahrung heraus hat er sogar einige Talente mit auf Tour genommen - nicht als klassische Vorband, sondern als Teil seiner Show. "Wir haben zusammen gesungen und das war super. Besonders, weil man dadurch auch jeden Abend irgendwie besonders gemacht hat".
Unterstützung von zu Hause
Dass seine Eltern ihn immer unterstützt haben, ist für Kamrad keine Selbstverständlichkeit. "Alle Eltern haben dann auch irgendwann schon mal Sorgen. Ich habe es wirklich fünf, sechs Jahre lang probiert - ohne Erfolg. Und dann war ich an so einem Punkt, wo ich dann 23, 24 Jahre alt war, nicht meine Miete bezahlen konnte und meine Eltern mich finanziell unterstützen mussten", erzählt er. Doch sie standen zu ihm und nahmen sogar einen Kredit auf. "Dafür bin ich wahnsinnig dankbar, ohne das hätte das nie geklappt". Nun genießen sie gemeinsam den Erfolg der harten Arbeit - bei Konzerten oder auf Reisen.
Von 'Tim Kamrad' zu 'Kamrad'
Seine ersten Songs veröffentlichte Kamrad übrigens noch unter dem vollen Namen 'Tim Kamrad'. Doch erst mit der Namensänderung zu einfach nur Kamrad kam der Durchbruch. Ob das ein Zufall war? "Es ist schon ein lustiger Zufall, dass in dem Moment, wo ich das Tim weggeschmissen habe, sich quasi dann auf einmal alles geändert hat und der Song 'I Believe' sehr abgegangen ist. Jetzt kann man sagen: 'Ja, vorher waren die Songs alle nicht gut". Man kann auch sagen, vorher hatte ich meinen Sound noch nicht gefunden. Das glaube ich schon. Ich glaube auch, dass seit 'I Believe' und seit Kamrad es wirklich auch einen Künstler gibt, der für was steht", schildert er.
Warum er lieber in der Provinz lebt
Trotz seiner Erfolge lebt Kamrad wieder in seiner Heimat Langenberg in Nordrhein-Westfalen. "Und genau das ist schön in Langenberg, dass ich da nicht am Musikbusiness dran bin", erklärt er. Er schätze den Austausch mit alten Freunden, die nicht aus der Branche kommen, genieße Abende auf dem Balkon und Gespräche über Fußball. "Das ist total wichtig für mich als Ausgleich“. Berlin wäre ihm zusätzlich zum ganzen Festival-Wahnsinn einfach zu viel.
Trotzdem fällt ihm der Wechsel vom Tour-Leben zurück ins Private nicht ganz so einfach. Nach einer Tour müsse man sich plötzlich wieder mit Internetverträgen und Rechnungen herumschlagen, so Kamrad. "Da bin ich fast lieber unterwegs, gerade, weil ich dann quasi mich davor so ein bisschen drücken kann". Aber gerade weil er weiß, dass die Bühne zurückkommt, kann er auch die ruhigeren Phasen zu Hause genießen.
Auch Thema am 19.05.2025 in der Sendung " SR 1 - Afterwork".