Glücksgriff: Die neue Landärztin in Weiskirchen
Im Saarland sind laut kassenärztlicher Vereinigung rund 90 Hausarztstellen unbesetzt – gerade auf dem Land mangelt es zunehmend an Praxen. Doch in Weiskirchen gibt es nun eine neue Landärztin, die sich ganz bewusst für das Leben auf dem Land entschieden hat. Wir haben sie besucht.
Junge Ärzte wollen sich ungern auf dem Land niederlassen, das hört man immer wieder. Nicht so Melanie Keller. Sie zog aus Heidelberg nach Weiskirchen und hat dort Anfang Februar eine Landarztpraxis eröffnet.
Aus der Stadt raus auf's Land
Vor rund zehn Jahren hat es die gebürtige Saarländerin in die Welt hinaus gezogen. Jetzt ist sie mit ihrer Familie aus dem Heidelberger Raum in die Heimat zurückgekehrt.
Der Kampf gegen die Vorschriften
Zwei Jahre lang hatte sie vergeblich nach einer Praxis auf dem Land gesucht, erzählt Melanie Keller: "Das größte Problem - und das hätten wir im Vorfeld gar nicht so gedacht - ist tatsächlich, die Räumlichkeiten zu finden für so eine Arztpraxis. Die aktuelle Gesetzeslage ist so, dass es ganz viele Anforderungen gibt an eine Praxis, die man alle erfüllen muss und es ist unheimlich schwer, in einem Bestandsgebäude oder in Altbauten diese Vorlagen zu erfüllen." Beispielsweise muss die Praxis komplett barrierefrei sein und die Decke muss eine Höhe von mindestens 2,5 Meter haben. Diese ganzen Vorgaben sind nach der Meinung von Melanie Keller mit ein Grund dafür, dass Landärzte fehlen.
Eine Landarztpraxis in Weiskirchen
Im Haus des Gastes in Weiskirchen sind die Anforderungen alle erfüllt. Hier hat die Melanie Keller den idealen Ort für ihre Praxis gefunden. Eine glückliche Fügung, an der nicht zuletzt der Schreiner der Kellers' "Schuld" ist. Als er erfahren hat, dass sie eine Landarztpraxis eröffnen möchte, hat er direkt den Weiskircher Bürgermeister Wolfgang Hübschen angerufen. Der war natürlich Feuer und Flamme: "Es ist ein extremer Mehrwert für unsere Gemeinde."
Ärztemangel im Saarland
Im ganzen Saarland gibt es nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung rund 90 offene Hausarztstellen. Tendenz steigend. Außerdem ist gut jeder fünfte Hausarzt hierzulande 65 Jahre alt oder älter – damit ist das Saarland im bundesweiten Vergleich Spitzenreiter. Damit sich wieder mehr Ärzte niederlassen - vor allem auf dem Land - müssten sich viele Rahmenbedingungen für die Ärzte ändern, sagt Harry Derouet, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung im Saarland. Weniger abschreckende Bürokratie zum Beispiel. Hier sei die Politik gefordert.
Ein Thema in den Sendungen "Guten Morgen" und "Region am Mittag" am 12.04.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.
