"Immer ein Abklatsch von dem, was es schon gibt"
Seit Juni sorgt die Band "The Velvet Sundown" für Aufsehen. Auf Spotify hat sie mittlerweile rund 1,1 Millionen monatliche Abrufe. Das Problem: Sie existiert nicht. Wie geht man künftig mit KI-Musik um?
Seit Juni sorgt die Band "The Velvet Sundown" für Aufsehen. Bemerkenswert, die Band veröffentlichte in nur sechs Wochen gleich drei Indie-Rock-Alben. Mittlerweile geht aus dem Spotify-Profil der Gruppe hervor: Es handelt sich um Musik, die vollständig von Künstlicher Intelligenz erstellt wurde.
KI liefert auch nützliche Tools
"Die Grenze, was ist menschlich, was ist KI-generiert, verschwimmt immer mehr", sagt David Stammer von der Popakademie Mannheim dazu. Auch wenn die KI-Entwicklung rasant sei, gehöre etwas dazu, mit einer KI ein konsistentes Ergebnis über mehrere Songs und Alben zu erreichen.
Stammer ist Experte für Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Musikbranche. Schon heute gebe es zahlreiche "nützliche" Tools, die etwa Melodien vorschlagen, das Mastering verbessern oder Sounds für die Produktion finden. Anders sei jedoch der Fall von "The Velvet Sundown", wo ganze Songs KI-generiert sind.
KI-Musik verschärft Situation von Musikschaffenden
Bisher gebe es für solche Musik noch kein Urheberrecht, sie sei "eigentlich urheberrechtsfrei", sagt Stammer. Die Entwicklung könne "echte" Musikerinnen und Musiker schwer treffen. "Die Situation für Musikschaffende auf Streaming-Plattformen ist ohnehin schon schwer", betont Stammer.
Zwar habe es schon immer technischen Fortschritt in der Musik-Produktion gegeben. Doch in diesem Fall, meint Stammer, sei es "heftiger", weil in kurzer Zeit ganze Produktionsabläufe ersetzt werden könnten.
Lösungsansätze sieht der Experte einerseits bei Künstlerinnen und Künstlern: Die müssten sich abheben von dem, was KI leisten kann. Denn KI-Musik sei immer "ein Abklatsch von dem, was es schon gibt". Andererseits nimmt Stammer Hörerinnen und Hörer in die Pflicht, die sich die Frage stellen sollten, was ihnen Musik wert ist.
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 10.07.2025 auf SR kultur.