Die Energiekosten sind in den letzten Jahren unaufhörlich gestiegen. Besonders die teuren Strom- und Gaspreise belasten die Geldbeutel der Verbraucher. Einen Ausweg sollen die in der Regel kostenlosen Tarifrechner im Internet bieten. Sie helfen, Angebote zu vergleichen und den günstigsten Tarif zu finden. Die Ergebnisse werden in einer Tabelle angezeigt - auf den ersten Blick sortiert vom günstigsten zum teuersten. Aber nur auf den ersten Blick. Und genau das kritisiert die Verbraucherzentrale.
"Intransparent und unklar“
Für Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist die Darstellung sehr undurchsichtig für den Kunden. Es sei „völlig unklar“, wie die angezeigte Reihenfolge zustande käme. Der Verbraucher denke, dass der günstigste Anbieter automatisch oben stehen müsste. Das ist aber nicht der Fall. Denn oberhalb des ersten und billigsten Ranges erscheint häufig ein teureres Angebot, das den tatsächlichen Suchergebnissen zum Verwechseln ähnlich sieht. Besonders betroffen: die größten Vergleichsportale im Netz. Verivox, Check24 und Toptarif.
Das Günstigste steht nicht immer ganz oben
Ein Test in unserer Redaktion ergibt, dass bei den genannten Portalen tatsächlich die obersten zwei bis drei Ergebnisse zum Teil deutlich teurer sind, als die darunter. Da sie in der selben, Ergebnismaske auftauchen, wie der Rest der Angebote, wird auf den ersten Blick nicht deutlich, warum gerade diese Anbieter oben stehen. Verbraucherschützer Peter Blenkers: „Es gehört sich einfach nicht, dass der Verbraucher nicht zum günstigsten Angebot geführt werden soll“. Die schlechte Kennzeichnung treibe ihn bewusst in teure Tarife.
Antwort der Vergleichsportale
Die Betreiber der Tarifrechner bestätigten SR-Online: ja, es stimmt – die obersten Angebote sind nicht die billigsten. Es handelt sich dabei um Anzeigen von Kooperationspartnern, die für jeden Abschluss eine Provision an den Seitenbetreiber bezahlten. Allerdings seien die Angebote „ausgewählte Produkte".
Mehr Kennzeichnung bei Verivox
Branchenprimus Verivox hat angekündigt, Konsequenzen aus der Kritik zu ziehen. Sprecherin Dagmar Ginzel erklärt, bislang seien die Anzeigen nur durch eine blass-gelbe Unterlegung und den kleinen Hinweis "Tipp" markiert gewesen. Zukünftig sollen sie - ähnlich wie bei Google - als "Anzeige" gekennzeichnet werden. Außerdem, so Dagmar Ginzel, wolle man in naher Zukunft auch die Kundenbewertungen für das Ranking der Ergebnisse berücksichtigen. Über ein Feedback-System können die Verbraucher bei nahezu allen Preisportalen Sternchen vergeben, zum Beispiel dafür, wie unproblematisch der Anbieterwechsel funktioniert hat. Diese Angabe werde bislang noch nicht berücksichtigt. Dennoch beteuert Verivox: Auch wenn die Empfehlungen nicht die billigsten Angebote darstellten – so würden sie dennoch wichtige Kriterien wie z.B. „Preisgarantie“ oder „keine Vorauskasse" berücksichtigen, um dem Kunden so eine gute Empfehlung zu geben.
Markierungen bei Check24
Bei Check24 zeigt man sich dagegen „etwas überrascht“ über die Kritik der Verbraucherzentralen. Die Angebote seien gut zu erkennen, sagt Daniel Friedheim vom Vergleichsportal: sie seien farblich (blau vs. grau) und mit Nummerierung voneinander abgehoben. Das bestätigt auch unser Redaktionstest. Grundsätzlich sind Eigenschaften gegeben, die eine Unterscheidung möglich machen. Allerdings: wer oben landet, das bestimmt Check24 selbst. Dabei würden jedoch Kriterien wie Kundenbewertung oder Nachhaltigkeit berücksichtigt.
"Entscheidend ist das Preis-Leistungs-Verhältnis"
Auch Daniel Dodt vom Portal Toptarif versteht die Kritik nicht, es würden „überteuerte Produkte“ angeboten. Die Entscheidung wer ganz oben steht sei redaktioneller Natur und alles andere als intransparent. Der Verbraucher könne in der Tabelle die Tarifdetails genau nachlesen. Bei den redaktionellen Tipps sei das Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidend. Aber: auch bei Toptarif sind die obersten Ergebnisse Werbepartner des Portals. Dodt sieht darin aber kein Problem: Die Kundennutzung zeige, dass die Verbraucher nicht automatisch das erste oder zweite Produkt nähmen. „Die spielen mit den Einstellungen und geben bei den Filtern viel ein“, sagt der Toptarif-Sprecher. „Uns geht es um Kundenzufriedenheit und Service“, verspricht Dodt.
Sinnvolle Alternative der Verbraucherzentrale?
Trotz der Kritik der Verbraucherzentralen - die Tarifrechner sind grundsätzlich eine gute Sache. „Ohne die Portale wäre deutlich weniger Bewegung bei Wechseln und Wettbewerb“ auf dem Energiemarkt, sagt Peter Blenkers. Sie seien ein „wichtiges Instrument für Haushaltskunden", um einen guten und günstigen Anbieter zu finden. Blenkers empfiehlt zusätzlich zu den genannten Portalen den Anbieter "mut-zum-wechseln.de". „Die machen zwar auch nicht alles gut - aber Vieles besser".
Augen auf beim Anbieterwechsel
Beim Strom- und Gasanbieterwechsel lohnt es sich offenbar, immer genau hinzuschauen. Welche Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen habe ich? Muss ich im Voraus bezahlen? Oder gibt es Paketangebote, die nach der Begrenzung teuer werden können? Diese Informationen liefern grundsätzlich alle genannten Seiten. Trotzdem gilt: drum prüfe, wer sich energetisch bindet, ob er nicht noch was Besseres findet.