Saarländische Tafeln blicken mit Sorge auf den kommenden Winter

Die saarländischen Tafeln erwarten einen ziemlich harten Winter. In fast allen Kreisen verhängen die Tafeln seit letztem Jahr dauerhaft einen Aufnahmestopp. Private Spenden sind deshalb willkommen.

In allen saarländischen Tafeln scheint die Problematik dieselbe zu sein: Aufnahmestopps sind keine Ausnahme mehr, sie sind die Regel geworden. „Bei uns wird der wahrscheinlich noch bis Ende des Jahres gelten. Wir hatten letztes Jahr schon einen Aufnahmestopp. Und dieses Jahr erwarten wir deutlich mehr Menschen“, erzählt eine Mitarbeiterin bei der Saarbrücker Tafel.

In Lebach hat sich die Zahl der Bedürftigen in den letzten zwei Jahren verdoppelt. „Früher haben wir zwischen 110 und 120 Haushalte pro Woche bedient. Jetzt sind es bis zu 250“, erklärt Marina Mokin, Koordinatorin bei der Lebacher Tafel. Die Bedürftigen mussten dort in zwei Gruppen aufgeteilt werden, und können jetzt nur noch alle zwei Wochen kommen.  

Verschlechtert hat sich die Situation seit dem Anfang des Krieges in der Ukraine. Viele ukrainische Flüchtlinge sind neu dazugekommen. Auch die Lebenshaltungskosten und die Inflation seit Beginn des Krieges hätten dazu geführt, dass die Tafeln so viele Menschen versorgen wie nie zuvor. Vor allem ältere Menschen kommen immer häufiger: „Das sind oft Witwen, die ihre Männer irgendwann verloren haben, und jetzt langsam in eine schwierige Situation kommen“, berichtet Marina Mokin.

"Wir brauchen Ware"

Gleichzeitig geht die gespendete Ware zurück. Grund dafür seien vor allem die neuen Strategien von Supermärkten und Discountern gegen Lebensmittelverschwendung. „Das ist auch ganz gut, dass nicht mehr so viel weggeschmissen wird. Aber gerade diese Lebensmittel fehlen dann bei uns“, gibt Marina Mokin zu.

Das saarländische Sozialministerium hat noch Ende Oktober angekündigt, Obst- und Gemüselieferungen in Höhe von 35.000 Euro zu finanzieren. So sollen „größte soziale Härten“ im Saarland verhindert werden. Ab Anfang des Jahres 2024 sollen die Obst- und Gemüselieferungen starten, um die Nachweihnachtszeit auszugleichen, in der weniger Spenden zu erwarten sind.

Antonius Daschner, Koordinationsleiter bei der Homburger Tafel, begrüßt diese Spende - für ihn reicht das aber nicht. "Wir brauchen Ware", mahnt er an. Er fordert auch andere Hilfen von politischer Seite: Menschen sollen erst gar nicht auf Tafeln angewiesen sein. "Dass wir irgendwann überlastet sein würden, daran hat keiner gedacht", sagt Daschner. Für ihn ist das Bürgergeld zum Beispiel schon ein Anfang. Daschner hofft, dass der Rückgang an Lebensmittelspenden irgendwann stagnieren oder zumindest wieder leicht nach oben gehen wird.

Spenderbereitschaft bleibt groß

„Unser großes Glück ist, dass wir sehr viele Spender haben, die uns sehr wohl gesonnen sind“, freut sich Daschner. Auch Martina Mokin bestätigt, dass die Spende-Bereitschaft generell und vor allem in der Vorweihnachtszeit sehr groß ist: „Wir hatten gerade eine Sankt-Martin-Aktion in den Schulen und Kitas, die sehr gut gelaufen ist. Bald startet auch die Nikolaus-Aktion.“

Antonius Daschner und Martina Mokin raten Menschen, die spenden wollen, entweder Lebensmittel zu kaufen und diese bei den Tafeln abzugeben, oder bei Aktionen direkt in den Supermärkten mitzumachen.

Laut Sozialministerium betreuen im Saarland insgesamt 15 Tafeln und Ausgabestellen derzeit mehr als 23.000 Menschen. Es gibt sie seit 25 Jahren.

Anstehende Aktionen bei der Saarbrücker Tafel:

Samstag, 25.11.2023 von 11.00 bis 17.00: Glücksradaktion in der Stadtapotheke (Saarbrücker Bahnhofstraße)

Samstag, 02.12.2023 von 10.00 bis 14.00 Uhr: Junge Union organisiert ein Kauf eins mehr Aktion im REWE Großrosseln.

Samstag, 09.12.2023 von 09.00 bis 13.00 Uhr: SPD organisiert Kauf eins mehr im WASGAU Riegslberg.

Sonntag, 17.12.2023:  Lebensmittel-Adventssammlung des Teams Caspari in Jägersfreude und Herrensohr.

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Obst und Gemüse für die Tafeln
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