Saarland beschließt Sonderregeln für Einfuhr von Antibiotika-Säften

Lieferengpässe für Antibiotika sorgen derzeit bundesweit für Probleme. Knapp sind vor allem auch Antibiotika-Säfte für Kinder. Das Saarland will nun, wie zuvor bereits Bayern, die Regeln für die Einfuhr von Antibiotika-Säften lockern.

Nachdem der Bund vergangene Woche offiziell einen Versorgungsmangel festgestellt hat, können die Bundesländer im Einzelfall vorübergehend von Vorgaben des Arzneimittelgesetzes abweichen. Bayern hatte als erstes Bundesland entsprechende Schritte angekündigt.

Nicht zugelassene Antibiotika-Säfte können importiert werden

Auch im Saarland wird es eine zunächst bis Ende Oktober befristete Allgemeinverfügung des Gesundheitsministeriums geben. Apotheken und Großhändler können dann auch Antibiotika-Säfte importieren, die bislang in Deutschland nicht zugelassen sind. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums werden sie aber vorher umfassend geprüft.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte identifiziere aktuell potentielle Importmengen in der EU, deren Export für den jeweiligen Mitgliedsstaat keine negativen Versorgungseffekte bedeute, teilte das Saar-Gesundheitsministerium mit.

Apotheker sehen Lösung kritisch

Der Apothekerverband in Deutschland geht hingegen davon aus, dass die Regelung keinen großen Nutzen haben wird. Auch in anderen EU-Ländern seien Antibiotika-Säfte für Kinder knapp, sagte der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, der "Rheinischen Post". Der Apothekerverband fordert nun den Aufbau einer nationalen Antibiotika-Reserve.

Auch Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins, sieht in dieser Lösung kein Allheilmittel. Das gelinge nur, wenn es im Ausland auch tatsächlich einen Überschuss gebe. "Packungen, die nicht produziert sind, können nicht verkauft werden", sagte Koch im SR-Interview.

Antibiotika-Säfte oft unersetzlich

Die aktuellen Lieferengpässe, vor allem bei Arzneimitteln für Kinder, seien ein ernstes Problem, so Saar-Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD). Oftmals seien Antibiotika-Säfte für Kinder bei schweren Erkrankungen unersetzlich. "In dieser extremen Engpasssituation brauchen wir jetzt im ersten Schritt schnelle und unbürokratische Lösungen", so Jung.

Lieferengpässe auch bei anderen Medikamenten

Probleme gibt es nicht nur bei Produkten für Kinder, sondern auch bei vielen weiteren Medikamenten. Insgesamt seien derzeit 476 Medikamente als nicht lieferbar gekennzeichnet, so Koch. Betroffen seien etwa auch Präparate für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch für Krebspatienten.

Auch die Grundversorgung wackele bereits. Es sei nötig die Produktion nach Europa oder Deutschland zurückzuverlagern. Das sei aber nicht von heute auf morgen möglich.

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Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 03.05.2023 berichtet.

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