Kramp-Karrenbauer: "Aus Scheitern lernt man am allermeisten"

Die frühere Saar-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer plädiert für einen neuen Umgang mit dem Scheitern. Noch immer sei in Deutschland damit ein Stigma verbunden, sagte sie am Freitag beim Evangelischen Kirchentag. Sie berichtete dabei auch von ihrem eigenen Scheitern in der Politik.

Aus Sicht der früheren saarländischen Ministerpräsidentin und CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer lernt man aus Scheitern am meisten. "Ich würde mir wünschen, dass wir uns das mehr zu Herzen nehmen", sagte die Politikerin bei der "FuckUp-Night" im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Nürnberg. Menschen berichteten dort von ihren Misserfolgen und was sie daraus gelernt haben.

Direktwahl für den Bundestag "grandios schiefgegangen"

Das erste Mal gescheitert sei sie ganz am Anfang ihrer politischen Karriere - als Kandidatin für den Bundestag 1998. Ihre Direktwahl sei "grandios schiefgegangen", nachdem sie das Mandat von Klaus Töpfer übernommen hatte. Es habe sich nach persönlicher Zurückweisung angefühlt.

Ein Kollege habe ihr erklärt, dass es Schlimmeres gebe. Ihre erste Reaktion: "Stimmt, aber mir fällt gerade nichts ein." Sie habe lange überlegt, ob sie weiter Politik machen wolle. Dass sie ab diesem Zeitpunkt wusste, was Scheitern bedeute, habe ihr ein Stück weit die Angst genommen, so Kramp-Karrenbauer weiter.

Scheitern als CDU-Vorsitzende

Ihr zweites Scheitern sei dann als CDU-Vorsitzende gefolgt. Erst noch als nächste Kanzlerin gehandelt, seien ihr dann eigene Fehler und die Umstände in den Weg gekommen, erläutert Kramp-Karrenbauer. Etwa ein misslungener Scherz und der Umgang mit dem Youtuber Rezo oder der AfD. "Ich hatte am Ende das Gefühl, dass von mir ein Zerrbild gebaut worden ist", sagte sie. "Ein Avatar, der so gar nichts mit mir zu tun hatte, wie ich mich eigentlich selbst gesehen habe."

Äußeres ein Stück weit aufgegeben, um als Person zu wachsen

Eine Chance, dieses Bild zu zerstören, habe sie nicht gesehen. Als sie zunehmend misstrauisch geworden sei und sich immer mehr eingeschlossen habe, habe sie sich für den Rücktritt entschieden. Wenige Jahre später gab Kramp-Karrenbauer auch ihr Bundestagsmandat auf: Nach den schlechten Ergebnissen für die CDU 2021 entschied sich die Politikerin dazu, auf ihren Sitz zu verzichten und wollte ihn an jüngere Kollegen abtreten, wie sie sagt.

"Das wirkt nach außen wie ein Scheitern", so Kramp-Karrenbauer. Eigentlich habe sie jedoch "Äußeres ein Stück weit aufgegeben, um als Person zu wachsen". Heute sei sie weniger abhängig von öffentlicher Zustimmung und habe wieder mehr zu sich zurückgefunden.

Vom Saarland und die Bundespolitik - und dann der Rückzug

Kramp-Karrenbauer war von 2011 bis 2018 Ministerpräsidentin des Saarlandes. Von dort wechselte sie in die Bundespolitik, wurde zunächst CDU-Generalsekretärin, dann CDU-Bundesvorsitzende und 2019 Bundesverteidigungsministerin.

Als Kanzlerkandidatin gehandelt, kündigte sie in Zusammenhang mit der Regierungskrise in Thüringen 2020 ihren Rücktritt als Bundesvorsitzende und ihren Verzicht auf die Kanzlerkandidatur an. Nach der CDU-Wahlniederlage 2021 zog sie sich weitgehend von der politischen Bühne zurück - engagiert sich zum Beispiel aber noch in der Erwerbslosen Selbsthilfe in ihrem Heimatort Püttlingen.

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