Welche Herausforderung Saar-Kommunen bei der Wärmeplanung sehen

Um das Land klimaneutral zu machen, muss auch beim Heizen viel CO2 eingespart werden. Der Bund will Kommunen darum verpflichten, Konzepte für eine nachhaltige Wärmeversorgung vorzulegen. Was das für saarländische Gemeinden wie Gersheim und St. Ingbert bedeutet.

Sanfte Hügel, weite Felder, viel Wald und dazwischen mal ein kleiner Ort: Die rund 6500 Einwohner von Gersheim sind auf stolze 57 Quadratkilometer verteilt. Entsprechend lang sind die Wege zwischen den Ortsteilen.

Bei der Wärmeplanung steht Gersheim noch am Anfang. Einheitliche Wärmelösungen gibt es, wie auch in anderen ländlichen Gemeinden im Saarland, nicht.

Fehlendes Know-How in den Rathäusern

Immerhin habe die Gemeinde einen Antrag auf Fördermittel gestellt, sagt Bürgermeister Michael Clivot (SPD). Die Saar-Kommunen stünden aber vor großen Herausforderungen: "Wir haben einfach nicht das Know-How in unseren Rathäusern, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen. Abgesehen davon, dass wir natürlich immer personaltechnisch auf Kante genäht sind aufgrund der finanziellen Möglichkeiten, die wir haben oder nicht haben in den einzelnen Kommunen."

Verantwortlich für diese Herausforderungen ist das angekündigte Wärmeplanungsgesetz der Bundesregierung. Es verpflichtet größere Kommunen bis Mitte 2026, kleinere bis Mitte 2028 zu analysieren, woher die Einwohner bislang Wärme beziehen und welche Versorgung klimatechnisch sinnvoll ist. Denn alte Netze sollen laut Gesetzentwurf bis 2030 zu mindestens 30 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden, neue Netze müssen das bereits ab 2024 zu 65 Prozent.

Fernwärme spielt keine Rolle

Bis auf einzelne Maßnahmen, wie die Hackschnitzelanlage im Rathaus oder private Solaranlagen, wird in Gersheim noch konventionell mit Gas und Öl geheizt. Ideen für neue Wärmequellen gibt es einige, etwa einen möglichen Umbau der bestehenden Gasübergabestation auf Wasserstoff.

Bürgermeister Clivot stellt jedoch klar: "Fernwärme mit großen Leitungen, die teilweise auch durch Abwärme aus der Industrie oder Ähnliches versorgt werden, wird auch in Zukunft bei uns keine Rolle spielen. Das heißt wir müssen auf andere Modelle setzen wie Nahwärme, wie kleinere Projekte, um Wohngebiete zu versorgen."

Wärmeerzeugung als noch größere Aufgabe

In St. Ingbert werden solche Insellösungen, die mit Abwärme, Abwasser oder Biomasse arbeiten, schon geprüft und auch umgesetzt. Das Hackschnitzel-Heizwerk am Drahtwerk Nord Areal arbeitet zu 60 Prozent klimafreundlich und versorgt das Rathaus, eine Schule und einzelne Gebäude der Fußgängerzone.

Auch erste Studien zur Wärmeplanung haben Stadt und Stadtwerke bereits durchgeführt, erklärt der Beigeordnete der Stadt, Markus Schmitt (Grüne). Nicht zuletzt der geplante Zuzug des Cispa Helmholtz-Zentrums stelle aber noch größere Aufgaben: "Wir haben durch unsere Ansiedlungspolitik den Druck, weit über die Wärmeplanung hinauszugehen. Viel wichtiger ist die Arbeit, auch Wärme zu produzieren und über den Tellerrand hinauszuschauen."

Eine Möglichkeit wäre Geothermie, das Anzapfen von Erdwärme. Laut einer Studie gibt es dafür in St. Ingbert ein Potenzial, durch den Bergbau kennt man die Bodenbeschaffenheit.

Vor allem die Umsetzung kostet

Kritisch ist wie so oft das Thema Geld. Bis Ende 2023 gibt es für die Wärmeplanung noch hohe Fördermöglichkeiten, aber vor allem in der Zeit danach wird der Bedarf hoch sein, sagt der Geschäftsführer der St. Ingberter Stadtwerke, Jürgen Bach: "Richtig spannend wird das Ganze, wenn wir in die Realisierungsphase kommen. Die Zahlen, die dann für Erzeugung und Wärmenetze aufgerufen werden, liegen im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich." Solche Summen lägen weit über dem, was Stadtwerke normalerweise in Jahren investierten. "Da wird sich die Frage stellen, wie sowas gefördert werden kann."

In Gersheim wartet man noch auf den Förderbescheid für die Bestandsanalyse. Die wird bis zu 100.000 Euro kosten: Ein Bruchteil von dem, was die Gemeinden danach für die Umsetzung brauchen. Das treibt auch Gersheims Bürgermeister Clivot um: "Worüber ich mir natürlich schon etwas Sorgen mache, ist, wer das nachher alles umsetzen soll, woher die Mittel kommen sollen und ob wir dazu in der Lage sein werden als Kommunen, das letzten Endes umzusetzen."

Dass eine Wärmeplanung sinnvoll ist, darüber sind sich alle einig. Ob das angekündigte Gesetz dafür den richtigen Weg ebnet, wird sich zeigen. Anfang 2024 soll es in Kraft treten.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Sendung "Region am Nachmittag" am 13.10.2023 berichtet.

Zum Projekt Kommune 66

Eins eint alle Kommunen im Saarland: Die Postleitzahl beginnt mit 66. Aber auch darüber hinaus gibt es viele Gemeinsamkeiten. Egal ob Kirkel, Oberthal oder Dillingen, Kommunen und Kreise müssen umsetzen, was in Brüssel, Berlin oder der Landeshauptstadt Saarbrücken entschieden wird. Bestellt wird oben, bezahlt werden muss oft unten – trotz klammer kommunaler Kassen.

In einer monatlichen Serie werden Reporterinnen und Reporter des SR in diesem Jahr noch genauer hinschauen, wo die Kommunen politisch der Schuh drückt.

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