Teilzeit als Armutsrisiko für Frauen

Immer mehr Frauen im Saarland sind berufstätig. Das geht aus dem Jahresbericht der Arbeitskammer hervor. Allerdings sind Frauen besonders oft in Teilzeit beschäftigt.

Prekäre Beschäftigung, Niedriglohn, Teilzeitstellen: Das ist für Frauen überdurchschnittlich oft Teil ihrer Arbeitswelt. Zu diesem Ergebnis kommt der Jahresbericht der Arbeitskammer des Saarlandes.

Gut 73 Prozent der Frauen im Saarland arbeiten aktuell. Der Anteil ist in den vergangenen Jahren gestiegen, liegt aber immer noch unter dem Bundesschnitt. Demgegenüber stehen 81 Prozent der Männer, die in Arbeitsverhältnissen sind.

Frauen arbeiten öfter in Teilzeit

Frauen haben häufiger Teilzeitverträge, gerade wenn sie 35 und älter sind. Einmal in Teilzeit geraten, ist der Weg zurück in Vollzeit oft schwierig. „Manchmal wird das auch ‚Teilzeitfalle‘ genannt“, sagt die zuständige Referatsleiterin bei der Arbeitskammer, Gertrud Schmidt „da stärker herauszuhelfen, wäre unser erstes Ansinnen.“

Bericht der Arbeitskammer: Nachteile für Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Tritt eine Arbeitnehmerin beruflich kürzer, leiden berufliche Qualifikationen. Männliche Kollegen, die mit den gleichen Voraussetzungen ins Berufsleben gestartet seien und durchgehend in Vollzeit arbeiteten, überholten sie oft.

Erziehung immer noch oft Frauenjob

„Sie kümmern sich mehr um ihre Familien, die Erziehung der Kinder und die Pflege von Angehörigen“, berichtet der Vorstandsvorsitzende der Arbeitskammer, Jörg Caspar. Das ziehe sich bis ins hohe Alter. Die Folge seien geringer Renten und drohende Altersarmut.

In einer Befragung von 2019 gaben Männer und Frauen in Teilzeitstellen den Grund für ihre reduzierte Arbeitszeit an. War bei Männern der größte einzelne Posten mit etwa 25 Prozent „Aus- und Weiterbildung“, dominierten bei den Frauen „Betreuung von Kindern“ (rund 28 Prozent) und „sonstige persönliche oder familiäre Verpflichtungen“ (etwa 18 Prozent).

Hohes Risiko für Altersarmut bei Frauen

Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Immer seltener bleiben Paare bis ans Lebensende zusammen. Viele Menschen müssen alleine für ihr Alter vorsorgen. „Das Modell ging ja immer davon aus, Mann und Frau heiraten, bleiben zusammen und kriegen zum Schluss gemeinsam Rente. Deshalb hätten wir gerne eine eigenständige Existenzsicherung für Männer und Frauen“, fordert Gertrud Schmidt. „Das heißt, wir brauchen auch eine gleiche Bezahlung. Daran bemessen sich ja auch Sozialleistungen aller Art bis hin zur Rente.“

Frauen werden nach Angaben der Arbeitskammer im Schnitt 18 Prozent schlechter bezahlt als Männer. Sie seien öfter in prekären Arbeitsverhältnissen oder im Niedriglohnsektor beschäftigt. Die Arbeitskammer beklagt, dass es außerdem ein höheres Risiko für Altersarmut gibt, wenn sich Menschen zeitweise aus dem Arbeitsleben zurückziehen.

Jörg Caspar wünscht sich daher bessere Möglichkeiten, wieder in den Beruf zurückzukehren: „Familie und Beruf müssen in Einklang gebracht werden, indem Arbeitszeitmodelle organisiert werden, indem es Möglichkeiten der Weiterbildung für Frauen gibt. Auch die Karrierechancen müssen besser werden, etwa dass jemand in Teilzeit auch Führungspositionen übernehmen kann.“

Viele Männer wollen weniger arbeiten

Frauen kommen oft aus Teilzeitstellen nicht mehr heraus. Gleichzeitig gibt es immer mehr Männer in Vollzeitberufen, die gerne kürzer treten würden, berichtet Gertrud Schmidt: „Wir wollen ja gar nicht, dass alle 40 Stunden pro Woche arbeiten. Man müsste eine Mitte finden.“

Bundesweite Befragungen würden zeigen, dass überbeschäftigte Männer gerne weniger arbeiten würden. Sie wollten sich gerne stärker um andere Dinge kümmern. „Die etwas unterbeschäftigten Frauen wollen etwas mehr arbeiten. Das könnte sich in der Mitte treffen.“

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Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 21.06.2023 berichtet.

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