Mehr Gewalttaten im Umfeld von saarländischen Schulen

Ein Konflikt mit Mitschülern oder Aggressionen aus anderen Gründen – Schüler sind auf dem Schulgelände und auf dem Schulweg zunehmend Gewalt ausgesetzt. Vor allem in den vergangenen beiden Jahren hat die Polizei mehr Fälle verzeichnet.

Die Zahl der Gewaltdelikte an oder im Umfeld der saarländischen Schulen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das teilte die Landespolizei dem SR auf Anfrage mit. Nach den jüngsten Zahlen der Polizei wurden im vergangenen Jahr demnach 379 sogenannte Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit registriert. Dazu zählen etwa Körperverletzungen, Bedrohungen und Raub.

Nicht in allen Fällen Schüler beteiligt

Damit haben sich die Zahlen im Vergleich zum Jahr 2014 mehr als versechsfacht – damals wurden lediglich 58 Fälle registriert. Vor allem in den vergangenen beiden Jahren sind die Zahlen stark gestiegen. Zu einem deutlichen Einbruch kam es hingegen in den Corona-Jahren.

Für die Statistik hat die Polizei Taten erfasst, die im Schulgebäude, auf dem Schulgelände oder auf den Schulweg begangen wurden. Es waren nicht in allen Fällen nur Schülerinnen oder Schüler beteiligt. Allerdings zeigen solche Statistiken nur das Hellfeld – also die Fälle, die zur Anzeige gebracht werden.

Hemmschwelle gesunken

Die stelltvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Saarland, Liliane Rosar-Ickler, bestätigt eine Zunahme der Gewaltdelikte an den Schulen. "In unserem Austausch mit den Fachkräften deckt sich das sehr wohl mit den Zahlen."

Nicht nur die Zahlen seien gestiegen. Auch die Qualität der Delikte habe zugenommen – was das eigentliche Problem sei. Rangeleien würden demnach immer öfter in Körperverletzungen enden. Die Hemmschwelle und Frustrationstoleranz bei den Schülerinnen und Schülern sei über die Jahre gesunken.

Dafür sei zwar auch, aber nicht ausschließlich, die Corona-Pandemie verantwortlich. Vielmehr handele es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, glaubt Rosar-Ickler. Sie beobachte bei vielen Menschen eine zunehmend aggressive Grundhaltung. "Die Kinder sind einfach ein Spiegel unserer Gesellschaft, die agieren natürlich genauso, wie man es ihnen vorlebt."

Klare Grenzen aufzeigen

Eine Rolle könnte laut Ulrich Becker, Schulsozialarbeiter der AWO in Altenkessel und Völklingen, auch spielen, dass immer mehr Kinder mit einer "besonderen Geschichte" an die Schulen kämen. So hätten sie beispielsweise bereits in jungen Jahren Traumatisches erlebt – unter anderem durch Fluchterfahrungen. "Reaktionen auf bestimmte Trigger-Faktoren können dazu führen, dass die Kinder plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes rotsehen."

Wichtig sei es dann, den Kindern und Jugendlichen alternative Handlungsweisen aufzuzeigen. Zudem sollten ihnen klare Grenzen gesetzt werden, etwa indem deutlich fomuliert werde, dass körperliche Übergriffe an der Schule nicht geduldet werden. Becker rät außerdem dazu, viele Gespräche und Einheiten wie Sozialkompetenztrainings durchzuführen. Letztlich sollte auch die Kontaktaufnahme zu den Eltern in Erwägung gezogen werden.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 23.04.2024 berichtet.

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