Yeboah-Prozess: Weitere Ex-Mitglieder aus Saarlouiser Neonazi-Szene befragt

Der Prozess um den Anschlag auf das Asylbewerberheim in Saarlouis 1991 ist am Montag mit der Befragung zweier ehemaliger Mitglieder aus der damaligen Saarlouiser Neonazi-Szene fortgesetzt worden. Beide Männer sind erst Mitte der 90er Jahre zur Szene dazugestoßen.

Vor dem Oberlandesgericht Koblenz ist am Montag der Yeboah-Prozess mit der Aussage von zwei weiteren Zeugen aus der damaligen rechtsextremen Szene in Saarlouis fortgesetzt worden. Ein heute 45-jähriger Verkaufsleiter sprach dabei vor allem über die Gewalt und raue Disziplin innerhalb der Gruppe, die ihm auch selbst widerfahren sei. Er befürchte heute noch „Repressalien“, kam daher samt Rechtsbeistand und gab sonst nur sehr wenig preis von damals.

Stimmung in Saarlouis soll "massiv ausländerfeindlich" gewesen sein

Offener sprach dagegen ein heute 47-Jähriger. Er bestätigte die bislang bekannten Mitglieder der Szene, bezeichnete den Angeklagten Peter S. als „tendenziell asozial und sauffreudig“. Den damaligen Anführer der Neonazis, Peter St., bezeichnete er als „mies, fies und gemein“, stets „gewaltbereit“ und „politisch aktiv“.

Beide Ex-Szenemitglieder bestärkten noch einmal, dass die Stimmung in Saarlouis und in der Gesellschaft massiv ausländerfeindlich und gerade im Kern der Skinheads auch rassistisch gewesen sei. Auch sei der Ausstieg aus der Szene für beide nicht gewaltfrei gewesen. Peter St. habe einen der Zeugen über einen Zaun geworfen und dann so heftig ins Gesicht getreten, dass dieser genäht werden musste.

Aussagen von Peter St. in bisherigen Verhören "taktisch und überlegt"

Peter St., der zurzeit in U-Haft sitzt, hatte seine Aussage vor Gericht verweigert. Durch die Befragung des stellvertretenden Leiters der Sonderkommission "SoKo Welle", Stefan Hentges, kamen die Aussagen von Peter St. aus bisherigen Verhören dennoch zur Sprache. Dieser sei demnach sehr „taktisch und überlegt“ vorgegangen und habe immer versucht, Gewalt und rechte Ideologie zu verharmlosen.

Der Prozess wird am Dienstag mit weiteren Zeugen fortgesetzt, darunter auch einem Vernehmungsbeamten von 1991. Klar wurde am Montag aber auch: Die Beweisaufnahme wird auch noch den gesamten September in Anspruch nehmen.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 10.07.2023 berichtet.

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