Yeboah-Prozess: Neuer Beschuldigter streitet Vorwürfe ab

Der 51-Jährige Peter S. hatte im Yeboah-Prozess eingeräumt, an dem tödlichen Brandanschlag auf die Saarlouiser Asylbewerberunterkunft beteiligt gewesen zu sein. Zugleich hatte er aber Heiko S. als mutmaßlichen Haupttäter schwer belastet. Der sagte nun vor Gericht aus - und stritt den Vorwurf ab.

Nachdem der Angeklagte Peter S. zuletzt ein Geständnis abgelegt und seinen früheren Neonazi-Kameraden Heiko S. schwer belastet hatte, steht im Yeboahprozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz jetzt wieder Aussage gegen Aussage. Heiko S. hat am Montag sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen und von einem Racheakt gegen seine Person gesprochen, da er Mitte der 1990er Jahre aus der Skinheadszene ausgestiegen sei.

Peter S. hatte in seinem Geständnis zwar eine Tatbeteiligung eingeräumt, gleichzeitig aber Heiko S. beschuldigt, die treibende Kraft gewesen zu sein. Dieser soll die Idee gehabt haben, in der damaligen Asylbewerberunterkunft in Saarlouis "Randale wie im Osten" zu machen. Er soll einen Kanister mit Benzin mitgebracht und schließlich auch das Feuer im Treppenhaus gelegt haben.

Die Schilderungen aus dem Geständnis von Peter S. entsprachen dabei in weiten Teilen der bisherigen Beweisaufnahme. So will er vor der Tat noch zwei Personen gesehen haben, die aus dem Hintereingang des Gebäudes kamen. Ähnliches hatte ein Überlebender berichtet.

"Das Gericht muss jetzt entscheiden: Was ist glaubhafter? "

Beschuldigter weist Anschuldigungen von sich

Heiko S. hingegen blieb bei seinen bisherigen Aussagen bei der Polizei. Am Montag war er als Zeuge geladen. Die Aussagen des Angeklagten Peter S. seien gelogen, erklärte der 51-jährige Heiko S. dabei vor dem Oberlandesgericht Koblenz. Er sei nach einem gemeinsamen Abend in der Kneipe nach Hause gegangen.

Heiko S. - zum Tatzeitpunkt offenbar noch strammer Nazi mit Hakenkreuztattoo - soll Mitte der 1990er Jahre aus der Szene ausgestiegen sein. Seit seinem Ausstieg gelte er bei den einstigen Gesinnungsgenossen als linke Zecke, sei auch mehrfach verprügelt und bedroht worden. So habe Peter St. ihm gedroht, er werde ihn und seine ganze Familie ausrotten. Ähnliche Anrufe habe er bis Anfang der 2000er Jahre bekommen.

Halbherzige Ermittlungen in der rechten Szene?

In Heiko S. Aussage wurde darüber hinaus deutlich, dass die Ermittler damals allenfalls halbherzig in der rechten Szene ermittelt hatten. Bei einer Vernehmung sei ihm damals gar ein Bier angeboten und gleich gesagt worden, dass gegen die Saarlouiser Skinheads eigentlich gar kein Verdacht bestehe.

Rückblick

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Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 15.05.2023 berichtet.

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