Langes Warten auf den Therapeuten

Patienten im Saarland müssen oft monatelang auf einen Termin beim Psychotherapeuten warten. Schuld daran ist die bürokratische Planung. Was die Kassenärzte raten.

Wer sich den Finger bricht, geht zum Hausarzt. Wer sich aber nicht einmal mehr aufraffen kann, aus dem Bett zu steigen, wer Angst hat, vor die Tür zu gehen, wer erschöpft ist und nicht mehr weiter weiß, braucht psychologische Hilfe.

Kassensitz wird benötigt

Doch der Weg dorthin ist im Saarland oft lang. Viele warten monatelang auf einen Platz beim Psychologen oder Psychotherapeuten. Schuld daran ist die Zahl der Kassensitze.

Ein Psychologe oder Psychotherapteut braucht einen Kassensitz, um seine Behandlungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnen zu können. Sonst müssten die Patienten selbst zahlen.

280 Therapeuten für 20.000 Patienten

Die meisten Therapien wie zum Beispiel Depressionen, Angst- oder Essstörungen übernehmen die Krankenkassen. Die Zahl der Kassensitze ist allerdings begrenzt, im Saarland gibt es aktuell rund 280 Sitze für Psychotherapeuten.

Dem stehen laut Kassenärztlicher Vereinigung Saarland (KV) pro Quartal um die 20.000 Saarländerinnen und Saarländer gegenüber, die therapeutische Behandlung in Anspruch nehmen – mit Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr.

Frust und Enttäuschung

Diese langen Wartezeiten wirken sich auch auf die Therapie aus. „Wenn dann jemand kommt, sieht man, dass das etwas mit einem gemacht hat“, sagt Psychotherapeutin Susanne Münnich-Hessel aus Kleinblittersdorf. „Enttäuschung, auch das Gefühl: Mir hilft niemand. Das ist schon etwas, was die Patientinnen und Patienten belastet.“

Besonders schlimm sei das bei Kindern und Jugendlichen, sagt Münnich-Hessel, die sich in der KV engagiert und auch Vizepräsidentin der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes ist. „Und die Corona-Pandemie hat es ja nicht einfacher gemacht.“ Während des Lockdowns sind die Zahlen nochmal stärker angestiegen.

Lückenhafte Planung

Dass es im Saarland deutlich zu wenig Kassensitze gibt, liegt an der Bedarfsplanung für Therapeuten. Laut diesem 25 Jahre alten Dokument ist das Saarland – wie auch der Rest Deutschlands – überversorgt.

„Da wurde zum Beispiel das damalige Ostdeutschland überhaupt nicht wirklich rechnerisch berücksichtigt“, kritisiert Münnich-Hessel die nach ihrer Ansicht lückenhafte Planung. „Das Ruhrgebiet wurde zu einer Sonderbedarfsregion erklärt in der Annahme, dass dort die Menschen psychisch gesünder sind.“

Auch die Relation zwischen Kranken und Gesunden, die Morbidität, wurde in der Bedarfsplanung anfangs nicht berücksichtigt.

KV rät zu Terminservicestellen

Die Berliner Ampel-Koalition möchte die Bedarfsplanung anpassen. Bislang gibt es aber noch keine konkreten Ergebnisse.

Die Kassenärztliche Vereinigung rät Patienten, sich für Termine an die Terminservicestellen unter Telefon 116 117 zu richten. Die Servicestellen müssen Anrufern einen Termin innerhalb von vier Wochen bei einem Psychotherapeuten besorgen.

Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region an Mittag vom 22.09.2023 berichtet.

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