Vorwürfe im Fall Dillinger: Polizei soll Beweismittel verbrannt haben

Im Missbrauchsfall Edmund Dillinger erhebt der Neffe schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Beweismittel sollen vernichtet worden sein. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat eine zeitnahe Erklärung angekündigt.

Die saarländische Polizei soll Beweismittel aus dem Nachlass des vergangenes Jahr verstorbenen Priesters Edmund Dillinger aus Friedrichsthal verbrannt haben. Das sagte der Neffe des Verstorbenen dem SWR. Zuerst hatte die Rhein-Zeitung darüber berichtet.

Nur noch ein Ordner übergeben

Der Neffe sagte dem SWR und der dpa, er habe beschlagnahmtes Material beim Landespolizeipräsidium in Saarbrücken wieder abholen wollen – zwar nicht die Missbrauchsbilder, aber Tagebücher und Briefwechsel seines Onkels sowie Kalender, in denen der Priester täglich Termine, Anrufe und Treffen festhielt.

Als er dann im Präsidium erschien, sei ihm gesagt worden, dass fast das gesamte Material in der Müllverbrennung vernichtet worden sei. Lediglich einen dickeren DIN-A4-Ordner mit Papieren habe man ihm übergeben. „Was soll ich dazu sagen, ehrlich gesagt. Ich bin da sprachlos und verständnislos“, sagte der Neffe dem SWR.

Staatsanwaltschaft will „zeitnah“ Stellung nehmen

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken teilte der dpa mit, sie werde „so zeitnah wie möglich“ zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Dies werde spätestens im Laufe des Freitags der Fall sein, sobald „die entsprechenden Informationen“ vorliegen würden, so ein Sprecher.

Der frühere Priester Edmund Dillinger soll über Jahrzehnte vor allem Jugendliche sexuell missbraucht und seine Opfer in teils pornografischen Posen fotografiert haben. Nach dem Tod des Mannes hatte sein Neffe im Wohnhaus des Geistlichen in Friedrichsthal rund 1000 ungerahmte Dia-Aufnahmen gefunden und war damit an die Öffentlichkeit gegangen.

Reaktionen auf die polizeiliche Vernichtung von Material im Fall Dillinger

Rückschlag für Untersuchung

Der ehemalige Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Bauer, der den Missbrauchsfall im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier untersucht, teilte der dpa mit: „Sollte das Material tatsächlich vernichtet worden sein, wäre das ein schwerer Schlag für die Aufarbeitung. Wir hatten uns von den Unterlagen wichtige Ansätze für weitere Recherchen insbesondere nach Betroffenen erhofft.“

Der Saarländische Landtag will sich kommende Woche Freitag ab 8.30 Uhr im Rahmen einer Sondersitzung des Justizausschusses erneut mit dem Fall Dillinger beschäftigen. Angesichts der Tragweite der Vorkommnisse und der jetzt erhobenen Vorwürfe sollen der Innen-, der Bildungs- und der Sozialausschuss hinzugezogen werden.

Über dieses Thema berichtet auch die SR 3 Region am Nachmittag am 13.07.2023.

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