Am Rockzipfel eines Leinwandmonsters

Weltweit bekanntester lebender Franzose? Gérard Depardieu. Wie er wirklich ist, weiß Mathieu Sapin, der ihn gezeichnet hat. "Bande dessinée in Deutschland" - exklusive Infos bei SR.de.

Man kann es mit der Gala versuchen, mit den Cahiers du Cinéma oder Wikipedia: Ein solch monumentaler Film- und Bühnengott wie Gérard Depardieu ist nicht zu fassen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Außer: Man begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Mathieu Sapin hatte die Gelegenheit dazu. Für eine Arte-Doku über Dumas begleitete er den Mann der fast 300 Filme, der Cyrano oder Danton gespielt hat, in den Kaukasus (schon Dumas hatte bei seiner Reise dahin einen Zeichner dabei). Und durfte ihn danach weiter aus der Nähe erleben – fünf Jahre lang.

Cyrano, Danton, die Ausgebufften oder der Graf von Monte-Christo 

Dabei fällt verbal einiges ab, denn der Mime redet fast pausenlos: denkwürdige Sätze, hanebüchenen Unsinn, fein Philosophisches, ergreifend Ehrliches – und dann wieder das Gegenteil davon. Viel spannender aber: Man erlebt den Mann, der weltweit vielleicht der bekannteste lebende Franzose ist, als Vollmenschen. Der von einer solchen Lebenskraft durchdrungen ist, dass nicht nur dem „kleinen“ Kritzler, der ihn begleitet, das eine oder andere mal schwindlig wird. Auf 150 Seiten kommt einem dieser Koloss nahe, ohne Atemholen scheint er unterwegs zu sein zwischen Paris und Kasachstan, zwischen dem Starnberger See und Portugal. Nichts wird beschönigt: Gérard ist anstrengend, rührend, er schlägt vor den Kopf, er überwältigt, er ist gelangweilt, er flieht vor der Steuer, er trinkt. Man begegnet Freunden von ihm, Mitarbeiterinnen, Fans und Touristen (das Selfie ist eine wichtige Konstante), Fanny Ardant, François Hollande, einem tschetschenischen Mafiaboss und vielen kleinen Leuten.

Mein Freund Putin 

Der Burgunder Mathieu Sapin hat in Strasbourg gelernt, war Mitarbeiter des Comicmuseums in Angoulême, arbeitet jetzt in einer Ateliergemeinschaft mit Christophe Blain, einem anderen tollen Portrait- und Reportagecomic-Künstler. Zurückhaltend, oft auch wirklich witzig, mit einem Blick, dem nichts entgeht, lässt er uns teilhaben an dieser Zeit voller Wunder/n, die er als Schatten eines Künstlers verbringen darf. Dem scheint Angst fremd, eine monumentale Willenskraft treibt ihn voran, er wallt zwischen „ennui“ und Aufbrausen hin- und her. Näher kann man einem solchen „Monster“ der  Leinwand nicht kommen: Den scheinbar harmlosen Bildchen von Sapin gelingt es (und vielleicht kann das nur das Bild), sogar die unscharfen Geheimniszonen aufscheinen zu lassen, die den allzumenschlichen Übermenschen Depardieu umgeben.

 Mathieu Sapin  Gérard – Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu / Reprodukt

Original:
Gérard – 5 ans dans les pattes de Depardieu / Dargaud

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