Impfen schützt (Foto: Pixabay/Myriams-Fotos)

Heftige Grippewelle trifft diesmal auch viele Kinder

  21.02.2018 | 14:40 Uhr

Eine Grippe ist immer gefährlich. Und je mehr Menschen daran erkranken, desto öfter treten auch lebensgefährliche Komplikationen auf. Deshalb rät der Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Karl Stiller, unbedingt zur Impfung. Auch und gerade für Kinder. Doch welche Kasse zahlt das in welchen Fällen? Wir haben nachgefragt.

Eine Grippe ist keine harmlose Erkrankung

In diesem Jahr fällt die Grippewelle besonders heftig aus, konstatiert Dr. Karl Stiller, der Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte im Saarland. Es gibt viele Erkrankungen: Erwachsene, aber auch viele Kinder sind diesmal betroffen. Besonders traurig macht, dass zwei Kinder sogar an der Grippe gestorben sind: ein fünfjähriges Mädchen aus Burbach und eine Vierjährige aus Altenkessel, und das innerhalb von nur sechs Wochen.

Aus diesem Grund haben sich am 1. Februar die Kinder- und Jugendärzte im Saarland in Saarbrücken getroffen, um sich auf den neuesten Stand zu bringen, was den derzeitigen Grippevirus angeht, den Erreger, die Symptome, den Verlauf der Erkrankung. Das alles auch mit dem Ziel, die Eltern der kranken Kinder genau informieren zu können, so

Ausgelöst wird die Grippewelle von einem Influenza A-Virus. Dabei handelt es sich diesmal um einen Virus vom Typ H1N1, der dem Schweinegrippevirus ähnlich ist. Von diesem Typ ist bekannt, dass er in seltenen Fällen tödliche Komplikationen auslösen kann. Solche Fälle treten dabei umso öfter auf, je mehr Menschen an der Grippe erkranken. Und da derzeit auch viele Kinder krank sind, muss man auch hier mit diesen seltenen Fällen rechnen.

Das macht deutlich, dass eine Grippe keine harmlose Schnupfenerkrankung ist, sondern eine Erkrankung mit einem hohem Gefährdungspotential, betont Dr. Stiller. Grundsätzlich kann jeder an der Grippe erkranken. Besonders gefährdet sind aber ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen. Diesmal sind auch viele Kinder betroffen. Und Eltern sollten die Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen

Typische Symptome - was tun?

Die Grippe beginnt ganz plötzlich und heftig, "fast in Sekunden", erklärt Dr. Stiller. Die Kinder leiden unter hohem Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, haben zunächst aber kaum Schnupfen und Husten. Wichtig ist dann, dass man den Kreislauf stabilisiert und dafür sorgt, dass die Kinder ausreichend viel trinken.

Wenn sich die Lage verschlechtert, das Kind also zum Beispiel nicht mehr trinkt, oder apathisch wird, nicht mehr reagiert, wenn man es anspricht, dann sollte man unbedint noch mal den Arzt aufsuchen oder im Notfall auch in eine Klinik fahren. Gegen Grippe gibt es zwar keine Medikamente, in der Klinik wird aber der Kreislauf stabilisiert und alles dafür getan, dass der Kranke mit dem Grippeerreger fertig wird.

Ein Arzt verabreicht eine Impfung (Foto: dpa/Kay Nietfeld)

Die beste Vorbeugung ist die Impfung

Auch jetzt kann man sich oder sein Kind noch impfen lassen. Dennoch ist es dafür schon fast zu spät, erklärt Dr. Stiller. Denn bis der Impfschutz aufgebaut ist, vergehen normalerweise zwei bis drei Wochen. Und dann ist der Höhepunkt der Grippewelle inzwischen überschritten.

Generell rät Dr. Stiller aber unbedingt zur Impfung. Auch Kinder, die in Kitas oder Schulen gehen, sollten unbedingt gegen Grippe geimpft werden. Denn diese Gemeinschaftsreinrichtungen sind, so Dr. Stiller, "der Zündsatz für eine Epidemie". Wenn ein Kind hustet oder niest, dann verteilen sich die Tröpfchen in einem Umkreis von 1,50 Metern - und gefährden alle Kinder in diesem Bereich. Zudem sind die Kinder ja bereits ansteckend, und das fast 24 Stunden, bevor die ersten Krankheitszeichen auftreten. Ein Kind, das also heute krank wird, hat am Vortag bereits viele andere angesteckt.

Daher rät Dr. Stiller allen Eltern unbedingt, der Impfempfehlung nachzukommen. Außerdem fordert er, dass die Krankenkassen die Kosten dieser Impfung generell für alle Kinder zahlen sollten und nicht nur in speziellen Fällen.

Welche Kasse zahlt die Impfung?

Eine Grippe-Impfung für ein Kind kostet rund 50 Euro. Die Krankenkassen müssen diese Kosten nur bei Risiko-Kindern tragen, das heißt bei Kindern, die herzkrank oder lungenkrank sind oder eine Immunschwäche haben. Bei allen anderen Kindern kann jede Krankenkasse für sich entscheiden, ob sie die Kosten übernimmt oder nicht. Zwar sind die Krankenkassen im Saarland grundsätzlich kulant - es lohnt also, bei seiner Krankenkasse nachzufragen - im Zweifelsfall müssen die Eltern aber die Impfung selbst bezahlen.

Nach Stichproben des SR übernehmen allerdings einige Krankenkassen freiwillig die Kosten, dazu gehören die IKK und die Techniker Krankenkasse. Die AOK übernimmt die Kosten in medizinisch begründeten Fällen. Ob eine solche Notwendigkeit vorliegt, das entscheidet der behandelnde Arzt. Die Barmer Krankenkasse hingegen springt nur ein, wenn Kinder mit Menschen zusammen leben, für die eine Ansteckung riskant werden könnte.

Dr. Stiller fordert daher eine Regelung, die die Krankenkassen verpflichtet, bei allen Kindern, die Impfkosten zu übernehmen. Und gegen die allgemeine Impfmüdigkeit schlägtg der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Saarland, Hauptmann, zudem ein Bonussystem vor: Wer regelmäßig impft, der könnte zum Beispiel einen Teil seiner Beiträge zurückbekommen.


Auch Thema auf SR 1 am 2.2.2018 in der Sendung 'Balser & Mark. Dein Morgen'.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja